Wie begegnen wir Fragen nach Gott?
Die meisten Mütter und Väter kommen um die Beschäftigung mit religiösen Fragen auch dann nicht herum, wenn sie selbst nicht gläubig sind. Irgendwann, meist im Kindergartenalter stellen Kinder die Grundfragen des Lebens. „Was passiert nach dem Tod?“ – „Warum wachsen die Blumen?“ – „Gibt es Engel?“ Dabei können uns Kinderfragen manchmal ganz schön ins Schwitzen bringen, denn Kinder sind von Natur aus wissbegierig und neugierig und fragen uns nach „Gott und der Welt“.
Antworten auf diese meist sehr direkten Fragen zu finden, ist nicht immer ganz leicht. Vor allem weil die Fragen meist sehr unvorbereitet und spontan kommen und Erwachsene häufig in Verlegenheit bringen, da sie befürchten, nicht die richtigen Worte zu finden. Wir möchten Sie ermutigen, solche Fragen ernst zu nehmen und als Einladungen zu verstehen. Sie sind eine Einladung, sich gemeinsam mit Ihren Kindern auf die Suche nach Antworten zu begeben und auf dem Weg vielleicht selbst das ein oder andere zu entdecken.
Studien ergaben, dass Kinder von Natur aus ein Grundbedürfnis nach Religion besitzen, auch wenn sie aus keinem religiös geprägten Elternhaus stammen. Vielleicht spüren sie, dass Menschen, die an Gott glauben, aus ihrem Glauben Mut, Kraft und Zuversicht schöpfen, dass er ihnen hilft, schwere Zeiten durchzustehen, sich geliebt, getröstet und gehalten zu fühlen. Wenn Kinder nach Gott fragen, so können wir ihnen erzählen, dass die Menschen in der Welt schon sehr lange an Gott glauben, ihm jedoch verschiedene Namen gegeben haben. So verschieden die Religionen auch sind, jede von ihnen sagt: Wir sind nicht zufällig auf der Welt, sondern unser Leben hat einen Sinn. Das gibt den Menschen, die daran glauben, Halt und Orientierung.
Es kann spannend sein, sich gemeinsam mit Kindern auf Entdeckungsreise in die verschiedenen Religionen zu begeben. Das Buch „Erklär mir deinen Glauben“ von Sigrid Laube und Monika Zünd kann dabei eine wertvolle Anregung sein. Es zeigt, wie die Religionen Antwort geben auf die Frage „Warum gibt es uns?“, wie sie uns eine Vorstellung von Gut und Böse geben und damit zum guten und richtigen Handeln anleiten.
Anregend ist auch ein gemeinsamer Besuch in der Gemäldegalerie. Auf den Bildern sehen die Kinder Engel, Heiligenscheine, die heilige Familie, Gleichnisse aus der Bibel – und über die Beobachtungen auf den Bildern können Eltern und Kinder miteinander ins Gespräch kommen. Was sehen die Kinder? Wie erklären sie sich ein Bild? Was ist die Geschichte hinter dem Bild? Manchmal reicht es völlig aus, die Kinder schauen und erzählen zu lassen. Manchmal hilft es, sich fachkundig führen zu lassen oder eine Kinderbibel mitzunehmen, in der die jahrhundertealten Geschichten in verständlicher Sprache erzählt werden.
Grundsätzlich ist eine gute Kinderbibel, die Ihnen auch in der Bild- und Textkombination persönlich gefallen sollte, eine sinnvolle Anschaffung. Denn die Geschichten der Bibel stecken – auch völlig unabhängig von der Glaubensbotschaft – voller Lebensweisheit und regen Kinder dazu an, sich mit uralten und doch immer wieder aktuellen Themen wie Neid und Eifersucht, Großmut, Vergebung und Nächstenliebe auseinanderzusetzen.
Auch der Jahreskreis bietet immer wieder Gelegenheit, mit Kindern ins Gespräch über Gott zu kommen. Sei es Ostern, Pfingsten, Nikolaus oder Weihnachten – für all diese Feste gibt es einen christlichen Ursprung, der Kindern (und oft auch Erwachsenen) manchmal gar nicht bewusst ist. Ohne die Geburt Jesu, über die sich Christen zu Weihnachten freuen, würde es jedoch die Geschenke gar nicht geben – auch das ist ein Anknüpfungspunkt, mit Kindern gemeinsam auf Entdeckungsreise zu gehen. Unsere Buchempfehlung hier: „Mit Kindern das Kirchenjahr erleben“ von Gertrud Weidinger.
Ein guter Anlaufpunkt für alle Fragen des Glaubens sind die Kirchgemeinden vor Ort. Auch wenn Sie keine regelmäßigen Gottesdienstbesucher werden wollen, gibt es in jeder Kirchgemeinde lockere Angebote wie Krabbelkreise, Pfadfindertreffen, Familienwochenenden, Kirchenführungen für Kinder etc., die der Entdeckungslust Ihrer Kinder Futter geben. Haben Sie keine Scheu, solche Angebote einfach auszuprobieren und mit den Pfarrern oder Gemeindepädagogen über Ihre eigenen Fragen zu sprechen. Immerhin spielen bei der Entwicklung einer eigenen Weltanschauung Ihrer Kinder die Antworten der Eltern eine bedeutende Rolle. Ein Richtig oder Falsch gibt es dabei nicht. Wichtig ist es, ehrlich zu bleiben und eigene Zweifel durchaus zuzugeben, um dann mit den Kindern gemeinsam nach Antworten zu suchen.
Ab und zu muss man aber auch einfach den Mut haben, den Kindern zu sagen: „Ich weiß es nicht!“ Das ist keine Blamage, sondern zeigt den Kindern, dass auch Erwachsene nicht alles wissen.
Nancy Winkler, Sozialpädagogin am Mutter-Kind-Haus Leubnitz
Jacqueline Beier-Georgi, Erzieherin mit religionspädagogischer Zusatzqualifizierung und Leiterin des Christlichen Kinderhauses „Guter Hirte“ Radebeul
Literaturempfehlungen:
- Margot Käßmann (2009). Wie ist es so im Himmel? Kinder fragen nach Gott und der Welt. Herder Verlag
- Margot Käßmann (2011). Die Bibel für Kinder erzählt von Margot Käßmann. Herder Verlag
- Albert Biesinger (2012). Kinder nicht um Gott betrügen: Warum religiöse Erziehung so wichtig ist. Herder Verlag
- Albert Biesinger, Helga Kohler-Spiegel (2007). Gibt's Gott?: Die großen Themen der Religion. Kinder fragen - Forscherinnen und Forscher antworten. Kösel Verlag
- Charles Delhez, Erwin Roosen (2007). Wo wohnt Gott?: ... und 99 weitere Fragen zum Glauben. Butzon & Bercker
- Sigrid Laube, Monika Zünd (2005). Erklär mir deinen Glauben: Die fünf Weltreligionen. Annette Betz Verlag
- Gertrud Weidinger (1999). Mit Kindern das Kirchenjahr erleben. Weltbild Verlag