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Die Berufsbezeichnung „Kindergärtner“ hat Grit Berger besonders gut gefallen. „Denn in unserer Arbeit sieht man, was wächst. Das ist sehr erfüllend: Kinder in ihrem Wachsen und Werden zu begleiten – wie Pflanzen in einem Garten.“

„Im Wald kann der Kopf sich ausruhen“

Wer Grit Berger leichtfüßig durch die Wiese hüpfen sieht, der kann kaum glauben, dass die Erzieherin am 1. August ihr 35-jähriges Dienstjubiläum feiert. Wie bitteschön soll diese junge Frau denn schon 35 Jahre gearbeitet haben?!

Auf diese Frage hat Grit Berger zwei Antworten. Erstens achtet sie, seit die Tochter eine Ausbildung zur Physiotherapeutin begonnen hat, ganz bewusst auf Ernährung und Bewegung. „Fünf Tage die Woche, jeweils 20 Minuten: Die Zeit nehme ich mir für verschiedene Übungen“, erklärt sie – und man kann jetzt ein bisschen besser verstehen, warum sie noch so jung und fit aussieht.

Die zweite Antwort ist genauso wichtig und sogar noch ein bisschen sympathischer: „Wenn man ständig mit Kindern zu tun hat, dann kann man gar nicht richtig erwachsen werden“, sagt die 54-Jährige. Und ergänzt: „Und das wünsche ich eigentlich allen Menschen: nicht erwachsen zu werden, hin und wieder verrückte Dinge zu tun, nicht immer artig zu sein.“

Dabei war es eher Zufall, dass Grit Berger Erzieherin wurde. Drei andere Mädchen aus ihrer Klasse wollten Erzieherin werden – und so schloss sie sich ihnen eben an. In Chemnitz absolvierte sie drei Jahre lang ein Fachschulstudium mit ganz vielen Praxisanteilen und zahlreichen methodischen Fächern. Was sie dort gelernt hat – Mengenlehre, Literatur, Musik –, das wendet sie auch heute noch Tag für Tag in der Kita an.

Mit ihrer ersten Stelle in Oberbobritzsch kehrte sie in die Kita ihrer Kindheit zurück – die Chefin war einstmals ihre eigene Erzieherin gewesen. „Ich habe den Geruch sofort wiedererkannt, als ich in das Haus gekommen bin“, erinnert sich Grit Berger, „aber der Anfang war schwierig.“ Nicht selten kam es vor, dass sie mit einer Gruppe von 24 Kindern allein zurechtkommen musste, und die haben erst mal getestet, was man mit der Berufsanfängerin alles machen kann.

1997 kam ihre Tochter zur Welt – und nach einer dreijährigen Elternzeit begann Grit Berger in der Kita „Sonnenblumenkinder“ in Naundorf. Mit ihrer ersten eigenen Gruppe begann sie, eine kleine Liste zu führen und die Schulanfänger zu zählen, die sie auf dem Weg begleitet hat. Bis heute sind es stolze 223 Schulanfänger, mit denen sie gesungen und gespielt, gemalt und geturnt, gestritten und gelacht hat. Ja, auch sich zu streiten gehört dazu, ist sie überzeugt, aber eben auch sich zu versöhnen, sich zu helfen, aufeinander zu achten, Respekt und Rücksicht zu leben.

„Das soziale Miteinander, das geht uns verloren in der digitalen Welt“, beobachtet die Erzieherin und liebt deshalb die wöchentlichen Waldtage, an denen die Kinder ohne Spielzeug und nur mit der Natur beschäftigt sind. „Das läuft viel schlichter, aber auch viel intensiver ab als ein Tag in der Kita“, hat sie festgestellt, „im Wald kann der Kopf sich ausruhen und der Körper ganz neue Erfahrungen machen.“

Die frühere Berufsbezeichnung „Kindergärtner“ hat ihr besonders gut gefallen. „Denn in unserer Arbeit sieht man, was wächst. Das ist sehr erfüllend: Kinder in ihrem Wachsen und Werden zu begleiten – wie Pflanzen in einem Garten.“ Wie im Garten so gibt es auch im Kita-Alltag jeden Tag eine kleine Überraschung: Mal kommt von hinten eine kleine Hand, die sich in die eigene schmiegt, mal setzt sich ein Sechsjähriger einfach auf den Schoß, lehnt sich an und sagt: „Ich komme zwar bald in die Schule, aber jetzt komme ich erstmal zu dir.“ Grit Berger liebt diese kleinen Geschenke am Wegesrand, und wahrscheinlich sind auch sie es, die dazu beitragen, dass man ihr die 35 Dienstjahre nicht ansieht…

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