Die Bildungsprozesse der uns anvertrauten Kinder zu begleiten und dabei immer die Kinderrechte im Blick zu haben, ist uns eine Herzensangelegenheit. Das in der UN-Kinderrechtskonvention verankerte „Recht des Kindes auf Spiel und Freizeit“ hat dabei eine besondere Bedeutung. Das Spiel ist gewissermaßen der Hauptberuf eines jeden Kindes, welches dabei ist, die Welt um sich herum, sich selbst, Geschehnisse und Situationen, Beobachtungen und Erlebnisse im wahrsten Sinne des Wortes zu begreifen. Ja, die Kinder spielen sich ins Leben.

Unter dem Motto „Ich spiel doch nur- Die Bedeutung des Spiels für die Entwicklung von Kindern“ luden wir am 17.April 2023 interessierte Eltern zu unserem diesjährigen Thematischen Elternabend ins Kinderhaus „Sterntaler“ ein. Zahlreiche Eltern waren gekommen, um sich ermutigen und inspirieren zu lassen, gemeinsam mit ihren Kindern die Welt spielerisch zu entdecken. In Zusammenarbeit mit Frau Jaqueline Hofmann von Elternarbeit und Gewaltprävention Sachsen gingen wir unteranderem den Fragen nach: „Welche Spielerfahrungen brauchen Kinder, um sich gesund zu entwickeln und wie können wir sie im Alltag optimal begleiten?“ und „Wie begleite ich Kinder ins Spiel?“

Das Spielen stellt für Kinder den Zugang zu der Welt dar. Kinder sind neugierig. Sie wollen die Welt entdecken, sie verstehen, sich mit unbekannten Dingen vertraut machen, sie begreifen. Alles wird schnell zum Spiel, alles was sie sehen, hören, fühlen, spüren und anfassen. Kinder setzen sich aktiv im Spiel mit sich und ihrer Umwelt auseinander. Somit bietet das Spiel ideale Voraussetzungen für die Entwicklung und Stärkung der Kompetenzen im emotionalen, sozialen, motorischen und kognitiven Bereich. Kinder entwickeln ihre Identität und Persönlichkeit im Spiel weiter. Sie erwerben Wissen über eigene Stärken, Fähigkeiten und Grenzen. Soziale Kompetenzen wie Rücksichtnahme, Zusammenarbeit, Zuhören und Aushandeln von Regeln und Lösungen bei Konflikten werden im Spiel erprobt. Elementare Voraussetzungen für die gesamte Bildungslaufbahn werden erworben.

Nach einem kurzen Input über die Bedeutung des Spiels für die Entwicklung von Kindern betonte Frau Hofmann, dass es besonders wichtig ist, dass Kinder über ausreichend Zeit verfügen, in der sie ihrer Beschäftigung frei von äußeren Zwängen oder Erwartungen selbst wählen dürfen. Vor allem aber sollten Eltern dem Spiel ihrer Kinder echtes Interesse entgegenbringen und dadurch Selbstvertrauen und Kreativität der Kinder stärken. Nicht zuletzt ist das gemeinsame Spiel für Eltern und Kinder jeden Alters immer wieder eine Quelle von Freude und Spaß! Unsere Kinderhaus „Spielothek“ bieten dafür zahlreiche Spiel und Bücher an, welche die Kinder für zu Hause ausleihen können.

Mir ist so langweilig!“ Diesen Spruch hören viele Eltern nur allzu oft. Getreu dem Motto von Astrid Lindgren: „Und dann muss man ja auch noch Zeit haben, einfach dazusitzen und vor sich hin zu schauen.“ lud Frau Hofmann zur „Langeweile“ ein. Kinder müssen lernen, diese auszuhalten. Sie brauchen „Langeweile“, denn es sind Ruhephasen, in denen Kinder Wahrgenommenes und Gelerntes verarbeiten, um neue Spielideen zu entwickeln. Also „Langeweile“ erwünscht!

Zahlreiche praktische Ideen und Buchempfehlungen weckten die Begeisterung der Eltern, aber auch der Pädagogischen Fachkräfte, welche in den kommenden Tagen gemeinsam mit den Kindern eine große Murmelbahn aus Alltagsmaterialien konstruierten und natürlich gleich ausprobierten.

Herzlichen Dank an Frau Hofmann für die Gestaltung eines sehr informativen, praxisnahen und dialogischen Elternabends, welcher auf Augenhöhe den verschiedenen Lebenskontexten der Familien Beachtung schenkte.

„Kinder sollten mehr spielen, als viele Kinder es heutzutage tun. Denn wenn man genügend spielt, solange man klein ist, dann trägt man Schätze mit sich herum, aus denen man später ein ganzes Leben schöpfen kann. Dann weiß man, was es heißt, in sich eine warme, geheime Welt zu haben, die einem Kraft gibt, wenn das Leben schwer ist.“ Astrid Lindgren