Da lag ich nun schon soooo lange. Von draußen hörte ich immer mal wieder Kinderstimmen. Dann kam ein großer Mensch herein und kehrte und sortierte die Werkzeuge. Es wurde wärmer draußen, ich spürte es. Und dann ging es endlich los! Kinder kamen und nahmen etwas aus den Regalen, klebte, hämmerten, malten und sägten. Sie unterhielten sich über Schule. Was auch immer das ist.

Ich bin noch nie hier rausgekommen, ich weiß es nicht. Aber es klang schön in meinen Ohren, wie sie so vertraut in unserer kleinen Hütte Geheimnisse und Ideen austauschten. Und dann war ich endlich an der Reihe. Heute kamen vier kleinere Kinder mit einem Großen. Sie schauten sich die Werkstatt an und unterhielten sich über die Ideen, die sie hatten: einen Igel vielleicht oder einen Roboter? Eine Kinderhand griff nach mir. "Ich mache eine Kugelbahn!" hörte ich. Und dann ging es auch schon los. Ich wurde geschliffen und man malte auf mir eine Schlange mit Punkten. Da sollten die Nägel später rein.

Ich sah von der Werkbank, das erste Mal auch die Anderen im Raum: Hammer, Nagel, Schrauben, Zange, Bohmaschine und die anderen Hölzer, mit denen ich mich in kalten Tagen so oft unterhalten hatte. Schön war es von den Kinderhänden befühlt zu werden. Ob ich schon glatt genug war? Dann wurde ich lange angeschaut und Nägel wurden eingeschlagen. Mancher Nagel war schief, aber das macht mir gar nichts. Ich sollte ja was Besonderen werden! Etwas "Eigenes"!

Später haben andere Kinder sogar geholfen, dass ich noch fertig wurde. Ich seh so gut aus!  Das weiß ich, denn ich habe es in den Augen des Kindes gesehen, welches mich erschaffen hat. Und jetzt geht es raus aus der Werkstatt. Gerade wird aufgeräumt. Ein Kind nimmt mich mit nach Hause. Das wird spannend!

Im Sommer hat das Kinderhaus "Guter Hirte" die Holzwerkstatt in der Lebensbereichszeit geöffnet.