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Gute Betreuung braucht gutes Personal

Egal ob die Anzahl der Medaillen bei den deutschen Olympia-Teilnehmern oder die bundesweite Entwicklung der schulischen Leistungen: Das Rufen, dass frühkindliche Bildung (noch) mehr leisten muss, ist aktuell kaum zu überhören. Und tatsächlich hört man Sätze wie: „Lasst uns die derzeit fallenden Kinderzahlen für mehr Qualität in den Kindertagessstätten nutzen.“

Doch was meint das eigentlich? Sollen Erzieher noch mehr verdienen, damit sie noch bessere Arbeit leisten? Der Elternbeitrag für den Betreuungsplatz steigt eh schon jedes Jahr. Aktuell liegt er für ein Kindergartenkind, das unsere Einrichtung 9 Stunden täglich besuchen kann, im Monat bei 169,20 Euro. Das sind auf die Stunde gerechnet: 0,94 Euro. Natürlich kommen hier noch die zusätzlichen Kosten für beispielsweise die Verpflegung hinzu und definitiv stemmen den weitaus größeren Teil der Kosten die Kommune und das Land. Tatsächlich unterstützt unsere Gemeinde die Finanzierung gerade zu Gunsten der Familien, denn sie setzt nicht den maximal möglichen Elternbeitrag an.

Wofür soll nun schon wieder mehr Geld her? Wenn wir ein wenig in die Zukunft blicken, ist uns klar, dass das Verhältnis zwischen Jung und Alt immer mehr in Schieflage gerät. Es gibt immer mehr alte und immer weniger junge Menschen. Schon immer ist jeder Einzelne wichtig. Aber in Zukunft sollten die wenigen Jungen noch wichtiger sein für uns, denn sie halten unsere Gesellschaft in der Hand. Wir können auf niemanden verzichten. Das heißt konkret: Die frühkindliche Bildung muss in den Fokus. Je mehr Zeit eine pädagogische Fachkraft hat, um ein Kind in seiner Entwicklung zu fördern, umso besser ist es auf die Zukunft vorbereitet. Dabei umfasst das nicht nur die direkte Arbeit mit dem Kind im 1:1-Kontakt. Es gehören noch mehr Aufgaben dazu, die oft keiner sieht.

Beispielsweise die Zusammenarbeit mit den Eltern und die Entwicklungsbeobachtung samt deren Dokumentation (u.a. Tür- und Angel-, Entwicklungsgespräche, Portfoliobegleitung). Dies umfasst aber auch die Umsetzung der theoretischen Erkenntnisse aus der Wissenschaft zur sich verändernden kindlichen Entwicklungssituation in die Praxis. Fähigkeiten, Fertigkeiten und Kompetenzen der pädagogischen Fachkräfte müssen erweitert werden. Das benötigt Aus-, Fort- und Weiterbildungen.

Und all diese Aufgaben fordern Zeit. Sachsen unterstützt in Ansätzen mit einem finanziellen Beitrag, der sich als zeitliche Ressource sichern lässt. Jedoch verzweifeln wir im Alltag immer wieder am tatsächlichen Verhältnis vom Brutto- zum Nettoschlüssel an dem Personal, das uns zur Verfügung steht. Unter Brutto ist das zu verstehen, was rein rechnerisch auf dem Papier täglich an pädagogischem Personal eingesetzt werden kann. Netto meint, welches Personal tatsächlich zur Verfügung steht. Das also beispielsweise nicht krank, im Urlaub oder zur Fortbildung ist. Das sind täglich mindestens 20 Prozent. Das bedeutet, von 10 pädagogischen Fachkräften stehen noch 8 zur Verfügung.

Von diesen Zeiten fließt nichts zurück, das dann zu einem späteren Zeitpunkt für die Kinder und Aufgaben genutzt werden kann. Die Aufgaben bleiben jedoch weiterhin bestehen, während der personelle Engpass Normalzustand ist. Was hilft? Alle Aufgaben, die gerade jetzt nicht zwingend für das Kind erledigt sein müssen, werden aufgeschoben oder können nicht erledigt werden. Das wiederum wirkt sich über kurz oder lang auf die Kinder weniger förderlich aus und stellt unseren pädagogischen Anspruch nicht zufrieden.

Denn dann ist Erzieherin Petra eben doch wieder allein mit 18 Kindergartenkindern und gibt ihr Bestes, um am Ende ihres Dienstes noch schnell aufzuschreiben, dass Julius heute das erste Mal alleine die Schere benutzt hat. Ist sie dann zu Hause, bereitet sie noch schnell den nächsten Tag vor, denn dafür war am heutigen Tag keine Zeit...

Tja, wie gehen wir mit dem Dilemma um? Es ist dem unermüdlichen Einsatz und dem Talent jeder einzelnen pädagogischen Fachkraft zu verdanken, sich für das Wohl jedes einzelnen Kindes einzusetzen. Nur ob das ein zukunftssicheres Modell ist, ist fraglich!

Isabel Garbatz – Leiterin der Kita Sonnenblumenkinder in Naundorf

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