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Bevor sie in ihren Ruhestand ging, tauchte Ulrike Hofmann noch einmal in ihr Bildarchiv, um die Chronik fürs Kinder- und Jugendheim Burgstädt fertigzustellen. „Die wichtigen Momente im Leben, die will ich sichern für die Ewigkeit“, erklärt sie ihre Leidenschaft fürs Fotografieren.

Die Frau der Bilder

„Muss nochmal jemand aufs Klo? Nein? Dann machen wir jetzt zu!“ Mit diesen Sätzen tauchten Ulrike Hofmann und ihr Vater regelmäßig im Bad ab, um in der provisorischen „Dunkelkammer“ selbst Fotos zu entwickeln, über der Wanne aufzuhängen und bis nachts um 2 trocknen zu lassen. Schon in der 7. Klasse hatte die Leidenschaft fürs Fotografieren auch die junge Ulrike Hofmann erfasst – und seitdem nicht mehr losgelassen.

Etwa 12.000 Bilder hat sie in den vergangenen 20 Jahren gemacht, während sie als Erzieherin in unserem Kinder- und Jugendheim Burgstädt gearbeitet hat. Jeden Monat etwa 50 Bilder, sind 600 im Jahr und in 20 Jahren 12.000 Stück. Anfangs noch ganz analog auf Filmen – die Negative hat sie alle aufbewahrt, später dann als digitale Dateien – gesichert auf einer Festplatte mit 2 Terabyte Volumen. „Ich muss einfach alles festhalten“, erklärt die Hobby-Fotografin ihre Motivation. „Die ganzen wichtigen Momente im Leben, die will ich sichern für die Ewigkeit.“

Jedes Jahr ein Fotoalbum

Schon für ihre eigenen Kinder hat sie jedes Jahr ein Fotoalbum gemacht – ein separates für jedes Kind – und ihnen zum Geburtstag geschenkt, das letzte Mal zum 18. Geburtstag. Dabei hatte sie als alleinerziehende und berufstätige Mutter sicher alles andere als zu viel Zeit übrig. Das Babyjahr ihres zweiten Kindes fiel genau in die Wendezeit – und Ulrike Hofmann entschied sich, nachdem sie zuvor fünf Jahre als Lehrerin gearbeitet hatte, nach der Babypause als Erzieherin im Internat der EOS Rochlitz zu beginnen.

Damit fingen die Schichtdienste an, die die junge Mutter nur dank der Hilfe ihres Vaters bewältigen konnte. Er blieb bei ihren Kindern, bis sie nach der Spätschicht um Mitternacht nach Hause kam. Nach einigen Zwischenstationen – im Internat des Berufsschulzentrums, in einer Naturschutzstation, im Hort der Förderschule – entdeckte Ulrike Hofmann mit 40 Jahren ihre Leidenschaft für den Kraftsport. Sie war im Kraftdreikampf so gut, dass sie 2002 Deutsche Meisterin wurde und als solche zur Europa- und schließlich zur Weltmeisterschaft eingeladen wurde.

August ins Heim – Oktober zur WM nach Kanada

Es war diese Einladung, die Ulrike Hofmann vor über 20 Jahren in unser Kinder- und Jugendheim Burgstädt brachte. Denn in der Förderschule hätte sie für die Meisterschaft außerhalb der Schulferien keinen Urlaub bekommen. Am 1. August 2003 fing die Erzieherin deshalb in der Sonnenblumengruppe an – und fuhr im Oktober 2003 zur Weltmeisterschaft nach Kanada. Dort holte sie zwar nur den 5. Platz, fünf Jahre später bei der Weltmeisterschaft in Palm Springs/Kalifornien dann jedoch zwei Bronzemedaillen – und Erfolge ganz anderer Art im Haus auf der Beethovenstraße.

Knapp 20 Kinder und Jugendliche hat Ulrike Hofmann hier als Bezugserzieherin begleitet, sie groß werden sehen – und natürlich auch ihnen jeweils ein Foto-Buch gestaltet. „Es ist doch ganz wichtig für die Kinder, sich an ihre Zeit in unserem Haus zu erinnern“, findet sie. „Ein Kind ohne Fotoalbum, das kann ich mir gar nicht vorstellen!“ Von 2005 bis 2008 hat sie berufsbegleitend die Ausbildung zur Heilpädagogin absolviert, um die jungen Menschen noch besser begleiten zu können.

Ein Blick für die Außenwirkung

Neben den persönlichen Alben hat die Erzieherin auch Plakate im Treppenhaus gestaltet und Foto-Wände in den Gruppen, besondere Aktivitäten in Wort und Bild festgehalten und insgesamt die Außenwirkung im Blick gehabt. Das Graffiti am Seitengebäude (mit Video von der Entstehung) war ebenso ihre Idee wie der Spiel- und Rodelberg im Außengelände oder der Mutter-Kind-Garten mit Hochbeet.

Als letztes großes Projekt vor dem Eintritt in den Ruhestand hat sich Ulrike Hofmann seit Sommer 2023 nun der Chronik gewidmet. Gemeinsam mit zwei Müttern aus der MuK-Gruppe ist sie in ihr Archiv getaucht, hat sämtliche Fotos und Zeitungsausschnitte gesichtet, sortiert und in Ordnern zusammengefasst. Feierlich präsentiert werden soll die fertige Chronik zum Dankeschön-Kaffee am 4. April. Dann wird Ulrike Hofmann jedoch nicht mehr als Mitarbeiterin, sondern als Gast im Kinder- und Jugendheim auftauchen. Ab März ist die 63-Jährige im Ruhestand und freut sich sehr darauf, dann endlich Zeit für ihren großen Garten, für ihre fünf Enkel und natürlich – fürs Fotografieren zu haben.

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