Und wenn das fünfte Lichtlein brennt: Advent
Vermutlich kennen sie alle diese augenzwinkernde Ergänzung eines kleinen Gedichtes, welches oft von unseren Kindern vorgetragen wird. Kinder schauen sehr genau auf uns und unser Verhalten. Wie oft erleben sie uns in der Hektik vor einem Fest, wie zum Beispiel dem Weihnachtsfest.
Die Aufgaben in dieser Zeit sind riesig: Geschenke kaufen und einpacken, Jahresabschlüsse vorbereiten, Kinder zu den Weihnachtsfeiern chauffieren, Plätzchen backen, Weihnachtsfeiern organisieren, Weihnachtskarten schreiben, stundenlanges Warten an den Kassen der überfüllten Kaufhäuser, das weihnachtliche Schmücken der Wohnung und und und… 1000 Dinge sind zu tun. Da kann ich den einen oder anderen Erwachsenen gut verstehen, der zum Heiligen Abend relativ geschafft, einfach einschläft.
Das bereits erwähnte Zitat am Anfang des Textes ist aus dem uns allen bekannten Adventsgedicht:
„Advent, Advent, ein Lichtlein brennt.
Erst eins, dann zwei, dann drei, dann vier,
dann steht das Christkind vor der Tür.“
Diese Zeilen beziehen sich auf die Adventszeit mit ihren vier Adventssonntagen, welche stellvertretend mit vier Kerzen, meist auf einem Adventskranz, angezeigt werden. An jedem Adventssonntag wird eine Kerze angezündet, bis die 4. Kerze am 4. Adventssonntag brennt. Es gibt für mich keine schönere Adventstradition, als einen Adventskranz mit seinen 4 Kerzen auf meinem Esstisch. Diese lassen mich innehalten und nachdenklich werden - auch über die Verletzlichkeit des Kindes in mir und der Kinder an meiner Seite.
Die Adventszeit ist eine Vorbereitung auf ein großes Fest – auf Weihnachten. Eine Art „Mutterschutzzeit“, in der jeder eingeladen ist, bis zur Geburt eines besonderen Kindes achtsam zu sein. Der Adventskranz mit seinen vier Kerzen hilft uns, bedacht und ruhig zu werden. In dieser hektischen und überdrehten Zeit hilft er den Kindern, mit ihrer Vorfreude auf Weihnachten eine Struktur zu geben. Dies war auch der Grund, warum Johann Hinrich Wichern, der Leiter eines Kinderheims, diesen Adventskranz in der Mitte des 19. Jahrhunderts erfand.
Adventssonntage sind Sonntage, an denen es um ein besinnliches Miteinander geht. Egal ob man miteinander bastelt, singt, spielt oder sich ein Theaterstück anschaut. Hauptsache, man verbringt eine erfüllte Zeit miteinander und freut sich gemeinsam auf Weihnachten.
Wenn ich an meine Kindheit denke und überlege, wann ich mit meinen Eltern mal gemeinsam gesungen habe, dann fällt mir als erstes die Adventszeit ein. Ich bin sehr dankbar für diese Erinnerung – sie ist ein Schatz in meinem Leben. Advents- und Weihnachtslieder sind ja Gott sei Dank noch relativ präsent in unserer digitalisierten und manchmal ruhelosen Zeit.
Für alle, die dankbar für ein paar Anregungen sind, gibt es hier die schönsten Lieder zum Download.
Schenken Sie Ihren Kindern Momente der Ruhe und Sinnlichkeit. Mit Ihren Familientraditionen geben Sie ihnen Halt. Und dann können diese Erlebnisse zu echten Schätzen in der Biografie Ihres Kindes werden. So können in Ihren Kindern im übertragenen Sinne Wurzeln entstehen, welche selbst in den Krisen einer Familie und darüber hinaus den notwendigen Halt zur Bewältigung des Lebens geben.
Wir erinnern uns noch einmal an die letzte Zeile im bereits zitierten Gedicht: „...dann steht das Christkind vor der Tür.“ Jedes Kind freut sich auf genau diesen Moment. Doch wenn die Eltern schlafen, werden nur wenige Kinder das Christkind hereinlassen.
Jens Petzold, Sozialpädagoge und Einrichtungsleiter im Jugendhilfeverbund „Kamenzer Land“