Natürlich ist es hilfreich, sich in Zeitschriften oder Literatur zu informieren oder sich untereinander zu den vielen Themen rund um Erziehung zu beraten. Doch es ist auch wichtig, zusätzlich aufs eigene Bauchgefühl zu hören.
Jahreslosung 2025: „Prüfet aber alles und das Gute behaltet!“
Prüfend schweift mein Blick über den Spielplatz: Sind die Spielgeräte in Ordnung? Gibt es eine „Dreckecke“, von der ich meine Kinder lieber fernhalte? Welche anderen Kinder oder Grüppchen halten sich auf? Ich prüfe die Umgebung und Menschen, um mein Kind vor möglichen Gefahren zu schützen und um mir selbst und meinem Kind Sicherheit zu geben.
Und während mein Kind selbständig das Klettergerüst erkundet, erzählt mir eine Mutter, wie unverantwortlich sie das findet. Dabei lässt sie ihr Kind im Sandkasten keine Sekunde aus den Augen. Ein Vater widerspricht und meint, wir Mütter würden viel zu sehr unsere Kinder behüten. Und so entspannt sich eine hitzige Diskussion. Alle Eltern haben gute Argumente, aber was ist denn nun richtig?
Auch wenn ich in Elternzeitschriften blättere oder mich durch SocialMedia Kanäle scrolle, begegnen mir viele unterschiedliche und auch gegensätzliche Meinungen zu allen Themen rund um Kindererziehung. Woher soll ich da wissen, was gut oder richtig für mein Kind ist?
Soll ich mein Kind generell allein aufs Klettergerüst lassen, auch wenn es mir vielleicht Angst signalisiert? Welche Ernährung ist die richtige und welche Schuhmarke? Ab wann sollte es eine Kindereinrichtung besuchen und bis wann ist Fernsehen tabu?
Prüft aber alles und das Gute behaltet. Dieser Vers aus der Bibel steht für Christen über diesem neuen Jahr 2025 als Jahreslosung. Der Prediger Paulus schrieb diese Worte an die junge christliche Gemeinde in Thessaloniki. Er ermahnte und motivierte die Gläubigen, füreinander einzustehen, sich umeinander zu kümmern und die unterschiedlichen Gaben und Meinungen zu achten. Prüft alles, die unterschiedlichen Ansichten und Einstellungen, und dann behaltet das Gute.
Woher sollen wir dann aber nun wissen, was gut ist? Im Sinne der Bibel ist alles gut, was mit echter Liebe geschieht, mit einer Liebe, die den anderen auch trotz Unterschiede wertschätzt und annimmt, eine Liebe, die förderlich ist und nicht behindert, eine Liebe die offen ist und nicht einengt.
Mit diesem Verständnis kann ich unterschiedliche Erziehungsstile wertschätzen, ohne mich selbst ständig in Frage stellen zu müssen. Ich darf verschiedene Meinungen prüfen und dann für mich und mein Kind abwägen: Ist das gut für mein Kind und für mich oder uns.
Natürlich ist es hilfreich, sich in Zeitschriften oder Literatur zu informieren oder sich untereinander zu den vielen Themen rund um Erziehung zu beraten. Doch ich möchte Ihnen auch Mut machen, zusätzlich auf Ihren Bauch zu hören.
Prüfen Sie alles, was Sie lesen und hören, was Ihnen geraten und zugtragen wird. Wägen Sie mit einem liebevollen Blick auf Ihr Kind ab, was Sie daraus annehmen. Und vergessen Sie dabei nicht sich selbst. Auch Sie müssen sich als Mutter oder Vater sicher sein, dass dies für Sie die richtige Entscheidung, der richtige Umgang mit einer Situation ist. Ihr Kind spürt sofort, wenn Sie unsicher sind, wenn Sie z.B. Angst um Ihr Kind haben auf dem Klettergerüst oder sich nicht wohlfühlen mit dem Gedanken, es in eine Kindereinrichtung zu bringen.
Unsere eigenen Gefühle können uns helfen oder auch manchmal im Wege stehen. Um sich selbst zu sortieren und „zu prüfen“, kann das Gespräch mit anderen darüber sehr hilfreich sein. Auch das braucht Mut.
Ich wünsche Ihnen, dass Sie mutig in und durch das Jahr 2025 gehen und voller Liebe das Gute entdecken und behalten. Gott segne Sie dazu mit offenen Augen und Herzen.
Andrea Schmieder, Einrichtungsleiterin im Christlichen Kinderhaus „Ankerplatz“ in Zethau