Der Weihnachtsmann ist mehr als nur „Phantasie-Figur“: Erstens verkörpert er wichtige Werte des Zusammenlebens, zweitens entspricht er dem magischen Denken der Kinder.
Magische Weihnachtszeit
Weihnachten naht, das Fest der Geburt Christi. Weihnachtliche Bräuche haben über die Jahrhunderte hinweg vielfältige Formen angenommen: Weihnachts- und Krippenspiele gehören dazu, Kerzen, der Adventskranz und der Weihnachtsbaum und natürlich die Tradition des gegenseitigen Beschenkens. Ursprünglich waren Geschenke in der Katholischen Kirche mit dem Nikolaustag verbunden. Seit der Reformation im 16. Jahrhundert werden die Kinder jedoch zu Weihnachten beschenkt – Martin Luther hat diesen Brauch eingeführt, um die Aufmerksamkeit auf das göttliche Geschenk der Geburt Jesu zu richten.
Spätestens mit Beginn des 19. Jahrhunderts hat sich die Figur des Weihnachtsmanns als Gabenbringer an Heiligabend etabliert. Für die meisten von uns gehört der Glaube an den Weihnachtsmann zu den schönsten Kindheitserinnerungen. Schon als Kind werden die positiven Gefühle abgespeichert, die mit der Weihnachtszeit und dem Glauben an den „alten Mann mit langem weißen Bart“ verbunden sind, so dass sie auch im Erwachsenenalter abgerufen werden können und auch noch im hohen Alter ein wohliges Gefühl auslösen.
Weihnachtsmann und Wichtel sind aber viel mehr als nur „Phantasie-Figuren“. Erstens verkörpern sie viele wichtige Werte des Zusammenlebens: füreinander da zu sein oder an jemand anderen denken. Das trägt positiv zur sozialen und emotionalen Entwicklung des Kindes bei.
Zweitens entsprechen sie dem magischen Denken der Kinder, was diese besonders empfänglich für den Glauben an den Weihnachtmann macht. Das „magische Denken“ – eine reguläre Entwicklungsphase, die im Alter ab etwa drei Jahren beginnt und etwa bis zum Schulalter anhält – hilft den Kindern, die Welt leichter zu verstehen. Sie glauben, dass alles, was sie sich vorstellen, was sie denken und träumen, wahr ist. Für sie ist in der Realität alles möglich – es gibt keine Grenzen des Machbaren oder der Physik.
Weil sie in diesem Alter schon sehr viel von ihrer Umgebung mitbekommen, aber viele Dinge noch nicht einordnen können, konstruieren sie sich Zusammenhänge und Ursachen. Dies gilt für positive, aber auch für negative Gedanken und Träume. In diesem Alter führt dies häufig auch zu entwicklungsbedingten Ängsten, welche für die Erwachsen oft irrational erscheinen (das „berühmte Monster“ unter dem Bett). In der kindlichen Vorstellung gibt es deshalb Feen, Geister und auch den Weihnachtsmann oder Wichtel wirklich.
Für Eltern und Bezugspersonen gilt in dieser Phase, das Kind ernst zu nehmen und die Geschichten nicht als „Lügengeschichten“ abzutun. Fragen Sie stattdessen nach und tauchen Sie mit in die Phantasiewelt des Kindes ein! Keine Sorge, bei den meisten Kindern übernimmt ab dem fünften / sechsten Lebensjahr nach und nach das realistische Denken.
Wie kann man den Glauben an den Weihnachtszauber unterstützen und damit für Kinder unvergessliche Erlebnisse und stärkende Erinnerungen schaffen?
Der Glaube an den Weihnachtsmann ist so überzeugend, weil es so viele Rituale gibt, die diesen Glauben stützen und die Illusion bewahren. So ist es hilfreich, für Kinder eine Umgebung voller (Vor-)Freude und Aufregung zu schaffen, z.B. durch einen Adventskalender, das Aufstellen eines Weihnachtsbaumes, das gemeinsame Plätzchenbacken, Schreiben eines Briefes an den Weihnachtsmann oder Wichtel. Letzterer entspringt der nordischen Tradition, hat ab und an einen Streich im Gepäck und zaubert magische Momente, wenn er über Nacht die Keksdose plündert.
Auch das (Vor-)Lesen von Geschichten und Büchern ist in dieser Zeit besonders wertvoll: Gemeinsam eine Geschichte weiterzuspinnen oder sich zusammen eine neue fantastische Geschichte auszudenken, verbindet auf einzigartige Weise.
Was tun, wenn das Kind fragt, ob es den Weihnachtsmann überhaupt gibt?
In diesem Fall sollte man sich nichts ausdenken und das Kind anlügen, sondern keine direkte Antwort geben. Fragen Sie Ihr Kind stattdessen, was es denn selbst glaubt, und kommen Sie darüber ins Gespräch. Bei kleineren Kindern werden die Zweifeln oft schon durch die Frage „Was glaubst du denn, wer die Geschenke bringt?“ zerstreut.
Auf keinen Fall sollten Sie den Weihnachtsmann als Erziehungshilfe nutzen! Die Drohung „Der Weihnachtsmann bringt keine Geschenke, wenn du nicht brav bist“ schürt nur unnötige Angst und nimmt den positiven Zauber in dieser magischen Phase.
Irgendwann ist dann doch der Zeitpunkt gekommen, den Kindern zu erklären, was es mit der Tradition von Weihnachten und der Figur des Weihnachtsmannes auf sich hat. Dafür sollte man sich Zeit nehmen und den Kindern vielleicht von den eigenen Erinnerungen an die magische Weihnachtszeit erzählen. Außerdem kann man die Kinder ermutigen, den Weihnachtszauber auf andere Weise zu erleben, indem man sie zum Beispiel in die Vorbereitungen und Rituale aktiver einbezieht, vielleicht auch ermutigt, selbst Geschenke zu machen und so anderen eine Freude zu bereiten.
Gibt es noch jüngere Kinder in der Familie oder dem Umfeld, für die der Weihnachtsmann noch real ist, kann man die Älteren auch sehr gut in die „Verschwörung“ einbeziehen – das bereitet meist große Freude bei Groß und Klein.
Wie lange dürfen Kinder an den Weihnachtsmann glauben und ist es nicht traumatisch, wenn sie die Wahrheit erfahren?
Kinder dürfen solange an den Weihnachtsmann glauben, wie sie möchten. Irgendwann verschwindet der kindliche Glaube von ganz allein; bei dem einen schon mit sechs Jahren, bei dem anderen Kind erst mit zehn. Meist ist das für die Eltern trauriger als für die Kinder, den die haben bis dahin viele liebevolle und zauberhafte Erinnerungen und Erlebnisse gesammelt, welche sie ein Leben lang in sich tragen. Sie verzeihen ihren Eltern die „kleine Flunkerei“ um den Weihnachtsmann, schließlich sind sie in dem Moment schon „groß“ und meist sehr stolz darauf.
Wir wünschen Ihnen und Ihren Lieben eine zauberhafte Weihnachtszeit!
Lisa Krause, Einrichtungsleiterin im Jugendhilfeverbund Kamenzer Land