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Ilka Meffert

Erntedank ist ein Anlass, Danke zu sagen für die Gaben der Natur, aber auch darüber nachzudenken, wie wir unseren Kindern einen guten Umgang damit vermitteln.

Erntedank und unser Umgang mit Lebensmitteln

Im deutschsprachigen Raum wird Erntedank zwischen Mitte September und Mitte Oktober gefeiert. Die christlichen Erntedankfeste entwickelten sich bereits im 3. Jahrhundert aus den Opferfesten der Griechen, Römer und Germanen. Die Kirche wird mit Erntekränzen oder einer Erntekrone geschmückt und die Gläubigen bringen Erträge des Gartens oder Feldes in die Kirche, um sie vom Pfarrer segnen zu lassen. Gemeinsam erinnert man sich daran, dass Gott uns Gutes geschenkt hat. Gleichzeitig findet eine Rückschau auf das, was das Jahr uns gebracht hat statt. Früher waren die Menschen ungleich stärker von der Natur und der Witterung abhängig. Missernten zogen fast unweigerlich Hunger nach sich. Die Ernte des Sommers und Herbstes musste für die Ernährung im gesamten Winter und Frühjahr reichen. Lebensmittel wurden demzufolge haltbar gemacht, waren kostbar und wurden möglichst komplett verwendet, z.B. altes Brot als Einlage in Suppen oder Brotkrümel als Futter für Federvieh. Für gutes Wetter, reiche Ernte und ausreichend Nahrung waren die Menschen früher entsprechend dankbar.

Betrachten wir heute unseren Umgang mit Lebensmitteln, so ist dieser selten von Dankbarkeit geprägt. Häufig bauen wir das, was wir zum täglichen Leben brauchen, nicht selbst an, sondern wählen an vollen Supermarktregalen aus einem riesigen Angebot, wonach uns der Sinn steht. Woher unsere Lebensmittel eigentlich kommen, ist vielen Kindern nicht mehr bewusst. Zuhause landet nicht selten ein Teil der Lebensmittel im Müll. Im Kindergarten reicht ein Eimer für weggeworfenes Mittagessen kaum aus. Hungersnöte müssen wir auch nach zwei Dürrejahren oder während einer Pandemie in Mitteleuropa glücklicherweise nicht befürchten. Doch im Bewusstsein des voranschreitenden Klimawandels, der Ungleichverteilung von Ressourcen auf der Welt und dem Einfluss einer ausgewogenen Ernährung auf die gesunde Entwicklung unserer Kinder, lohnt es, über den nachhaltigen Umgang mit Lebensmitteln nachzudenken bzw. ins Gespräch zu kommen.

Gemeinsam mit Kindern einkaufen gehen

Das Erntedankfest im christlichen Jahreskreis kann dafür ein Anlass sein, wobei wir mit dem Thema Nahrungsaufnahme und -beschaffung ja täglich in Berührung kommen. Als Erwachsene, und vor allem Eltern sollten wir uns unserer Vorbildwirkung gewahr sein. Schon kleine Schritte können helfen, weniger Lebensmittel zu verschwenden. Vor dem Einkauf kann gemeinsam überlegt werden, was in den nächsten Tagen gegessen und gekocht werden soll. Beim Erstellen des Einkaufszettels können noch vorhandene Vorräte gesucht und gezählt werden. Wieviel Milch benötigen wir eigentlich pro Woche und welches Obst/Gemüse eignet sich gut als Pausensnack? So werden Kinder bereits in die Essensplanung einbezogen und erfahren, dass ihre Vorlieben und Erfahrungen (z.B. dass aufgeschnittene Banane in der Brotdose schnell matschig wird) ernstgenommen werden. Zu überlegen wäre auch, ob ein Teil des Einkaufs in einem Hofladen oder einem nahen Wochenmarkt erledigt werden kann. Hier trifft man oft die Erzeuger persönlich und sieht, wo unsere Nahrung wächst. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass der wöchentliche Einkauf im Hofladen jedes Mal ein Highlight ist und Kälbchen, Traktor und Co. für strahlende Kinderaugen sorgen.

Das Angebot unterschiedlicher Obst- oder Gemüsesorten ist auf dem Markt sicher kleiner als im Supermarkt. Daran können Kinder aber erkennen, dass nicht jedes Obst zu jeder Jahreszeit bei uns wächst. Wir Erwachsenen können uns fragen, ob wir im Winter teures, häufig behandeltes Obst vom anderen Ende der Welt kaufen wollen. Saisonale und regionale Produkte sind meist günstiger und weniger mit Pestiziden belastet.

Selbst Kräuter und Gemüse anbauen

Am meisten wertgeschätzt werden sicherlich die Lebensmittel, welche man selbst erzeugt hat. Beim Anbau eigener Kräuter, verschiedener Beeren oder Gemüsesorten erfahren Kinder, wie viel Zeit und Pflege die Pflanzen benötigen, bevor die Früchte reif sind. Auch ohne Garten auf Balkonen und Terrassen, selbst auf der Fensterbank können verschiedene Obst- und Gemüsesorten angebaut werden, die sicherlich nicht zur Selbstversorgung ausreichen, jedoch den Kindern ermöglichen, für ein Lebewesen verantwortlich zu sein und im besten Fall mit guter Ernte belohnt zu werden.

Kinder beim Kochen einbeziehen

Sind schließlich alle Lebensmittel vorhanden, empfiehlt es sich, die Kinder in die Zubereitung der Mahlzeiten einzubeziehen. Selbst zubereitete Speisen werden, ähnlich wie selbst angebaute Lebensmittel, eher wertgeschätzt. Nebenbei verbringen wir gemeinsame Zeit und die Kinder schulen ihre Feinmotorik beispielsweise im Umgang mit verschiedenen Küchengeräten. Beim Kochen, Backen oder Anrichten von Mahlzeiten werden alle Sinne angesprochen. Sicher kennen Sie das Sprichwort „Das Auge isst mit“. Kleinere Kinder kann man durch das Legen von Figuren oder Gesichtern zum Probieren motivieren. Wir nehmen verschiedene Gerüche in der Küche wahr und beim Kochvorgang ist natürlich Kosten erlaubt und zum Abschmecken sogar notwendig. Das Kneten von Teig ist ein lustvolles taktiles Erlebnis und mit dem Mund können nicht nur Geschmäcker, sondern auch Konsistenzen wahrgenommen werden (z.B. sind die Nudeln schon weich?). Auf den ersten Blick ungewöhnliche Kombinationen können sich als durchaus schmackhaft herausstellen, wenn man die Kinder verschiedenes ausprobieren lässt. Allerdings sollte die Experimentierfreude nicht dazu führen, regelmäßig Speisen entsorgen zu müssen, weil sie ungenießbar geworden sind.

Mahlzeiten in Ruhe genießen

Werden die selbst zubereiteten Speisen dann aufgetragen, ist den Kindern der Stolz auf das Erbrachte anzusehen. Mahlzeiten sollten, wenn möglich am Tisch, im Sitzen ohne laufenden Fernseher oder den ständigen Blick aufs Smartphone, d.h. bewusst eingenommen werden. Dies sollte für alle am Tisch versammelten Menschen gelten (Vorbildwirkung). Während wir Erwachsenen bereits gut einschätzen können, wie viel Hunger wir haben, ist es für Kinder ratsam, mit einer kleinen Portion zu beginnen und lieber nachzuholen. So vermeiden wir Reste auf den Tellern, die in der Tonne landen, und unsere Kinder lernen ihr Sättigungsgefühl einzuschätzen. Und trotz aller Anstrengungen im Voraus wird es immer so sein, dass Kinder bestimmte Lebensmittel nicht mögen. Sie sollten Ihre Kinder immer wieder zum Probieren animieren, jedoch nie zwingen zu essen, was auf dem Teller ist. Vielleicht hilft Ihnen der Blick zurück in die eigene Kindheit, mit der Erfahrung bestimmte Dinge nicht gemocht zu haben, sie jetzt aber gern zu essen. Man sagt, Kinder müssen manche Lebensmittel fünf bis zehn Mal kosten, bis sie ihnen schmecken. Für die Entwicklung des Hunger- und Sättigungsgefühls ist es außerdem wichtig, essensfreie Zeiten zwischen den Mahlzeiten einzuhalten. Wer permanent an Fruchtriegel, Reiswaffel und Co. knabbert, kann nicht spielen und wird zu den Hauptmahlzeiten kaum Hunger verspüren.

Übrige Lebensmittel nicht wegwerfen

Trotz bewusstem Einkauf und guter Planung bleiben immer wieder Lebensmittel übrig. Bei richtiger Lagerung halten sich viele Lebensmittel länger und auch über das Mindesthaltbarkeitsdatum hinaus. Wollen wir Produkte mit abgelaufenen Mindesthaltbarkeitsdatum verwenden, sollten wir uns an Farbe, Geruch und Geschmack orientieren, statt sie direkt zu entsorgen. Bereits gegarte Speisen können meist problemlos eingefroren und zu einem späteren Zeitpunkt, z.B. wenn es mal schnell gehen muss, aufgetaut werden. Frisches Brot, geschnitten und eingefroren, lässt sich scheibenweise entnehmen und im Toaster ganz einfach aufbacken. Aus älterem Brot und ein paar Gewürzen lassen sich auch leckere Brotchips selbst herstellen. Nicht mehr ganz frisches Obst/Gemüse kann zu Smoothies, Marmeladen oder Bananenbrot verarbeitet werden. Viele weitere Tipps und Rezepte findet man auf der Seite https://www.zugutfuerdietonne.de/ des Bundeministeriums für Ernährung und Landwirtschaft.

Es macht Spaß neue Ideen auszuprobieren, dabei gemeinsam Zeit zu verbringen und es fühlt sich gut an, einen persönlichen Beitrag zu weniger Lebensmittelverschwendung leisten zu können. Für Gottes reichhaltige Schöpfung können wir zu Erntedank „Danke!“ sagen – sie bewahren und wertschätzen können wir das ganze Jahr über.

Susan Schmiege, Erzieherin im Ökumenischen Kinderhaus Radebeul

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