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Ilka Meffert

Wie viel Mitbestimmung brauchen Kinder?

„Na, mein kleiner Liebling, wollen wir jetzt Sandmann schauen und dann ins Bett gehen?“ Kaum ausgesprochen, stockte ich. Was, wann das Kind jetzt „Nö“ sagte? Durfte es dann wirklich noch aufbleiben und erst ins Bett gehen, wenn es Lust dazu hat? Ehrlicherweise muss ich gestehen, es war egal, wie die Antwort ausfallen würde. Ich hatte meinen Plan im Kopf: Sandmann – Bett – ich Feierabend. Aber warum hatte ich denn erst gefragt? Wegen des Rechts des Kindes auf Beteiligung? In der UN-Kinderkonvention heißt es schließlich: „Die Vertragsstaaten sichern dem Kind, das fähig ist, seine eigene Meinung zu bilden, das Recht zu, diese Meinung in allen das Kind berührenden Angelegenheiten frei zu äußern, und berücksichtigen die Meinung des Kindes angemessen und entsprechend seinem Alter und seiner Reife."

Nein, so tiefgreifend hatte ich gar nicht gedacht. Es sollte einfach nur schön klingen, liebevoll, ein sanfter Übergang ins Abendritual sein. Aber ganz schön gemein, eine Entscheidung abzufragen, die gar keine ist. Es gibt nämlich Dinge, die bestimme ich als Eltern bzw. gebe die Rahmenbedingungen vor. Unabhängig davon, ob das Kind es aus tiefstem Herzen auch möchte. Eine bessere Frage an das Kind wäre also, nach dem „wie“ zu fragen und nicht nach dem „ob überhaupt“. Selbstbewusst können Kinder so mitbestimmen und ernst genommen werden. Im Alltag hieße das: „Jetzt bringe ich dich ins Bett, welche Gute-Nacht-Geschichte möchtest Du gern hören?“ oder „Mütze muss sein, möchtest Du die gelbe oder die grüne?“ Und nicht: „Möchtest Du Dich in den Einkaufswagen setzen oder schreiend durch die Gänge toben?“

Liebe besten Mamas und Papas dieser Welt, lasst uns den Kindern nur die Entscheidungsfragen stellen, wo wir sie wirklich ernst nehmen wollen (und können). Sie fühlen sich sonst irgendwann verschaukelt. Womöglich speichern sie Erwachsene als komische Menschen ab, die zwar fragen, aber nur aus Höflichkeit oder Pflicht. Und nicht, weil man in echt mitbestimmen darf. Stellen Sie sich vor, Ihr Vorgesetzter fragt nach Urlaubswünschen und hat den fertigen Jahresplan schon ausgedruckt hinterm Rücken in der Hand… Wäre doof.

Übrigens, mein Sohn hat an diesem Abend „Ja“ gesagt zu Sandmann und Bett. Noch mal Glück gehabt…

Andrea Dolatkiewicz, Sozialpädagogin und Einrichtungsleiterin Naturkinderhaus Mulda

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