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Ilka Meffert

Wie gehen Kinder gut mit Tieren um?

Ein art- und tiergerechter Umgang von Kindern mit Tieren ist aus meiner Erfahrung allzu oft noch ein umstrittenes, aber sehr wohl wichtiges Thema in der Erziehung. Ob in der Öffentlichkeit, in Kindereinrichtung oder im Elternhaus: Es kursieren viele Meinungen, Ansichten und auch Fragen.

Was ist zu beachten, wenn Kinder Kontakt zu Tieren pflegen?

Oberstes Gebot sollte sein: der Schutz von Kind UND Tier. Kinder sollten von den Eltern (Erziehern, Tierhaltern) lernen: Tiere sind Lebewesen, auch sie empfinden Schmerz und Angst. Aber Tier ist nicht gleich Tier, sie drücken ihr Wohlwollen und Unbehagen ganz unterschiedlich aus. So kann von einer Tierart nicht gleich auf eine andere geschlossen werden, schon Hund und Katze (re-)agieren ganz verschieden.

Wie können wir also unsere Kinder und (unsere) Tiere schützen, aber auch einen Kontakt miteinander ermöglichen?

Die Eltern sollten zunächst mit den Kindern über Tiere allgemein und Grundregeln sprechen, bevor sie eigenständige Kontakte zulassen. Tiere reagieren instinktiv und nicht bewusst, sie überlegen nicht, was als nächstes zu tun sei, wenn ein Kind auf sie zugerannt kommt, ihre Distanzgrenze unterschreitet, ihnen unangemessen „Guten Tag“ sagt oder gar Schmerzen (wenn auch ungewollt) zufügt.

Tiere haben vier angeborene „Schutzmechanismen“. Bei Angst, Furcht, Einengung, Schmerz (etc.) können sie wie folgt reagieren:

  • Erstarren (das Tier bleibt völlig regungslos, aber angespannt stehen, sitzen oder liegen)
  • Flucht (das Tier versucht, dem Gegenüber auszuweichen)
  • Flirt (das Tier versucht, mit „Ablenkung“ dem Gegenüber zu begegnen, um aus der Situation zu kommen)
  • Kampf (das Tier hat alle anderen drei Mechanismen abgerufen, konnte keinen Erfolg für sich erfahren und beginnt sich zu wehren).

Damit Tiere erst gar nicht in bedrohliche Situationen geraten, sollten Kinder (und Erwachsene) erfahren und lernen, was in der Begegnung mit Tieren wichtig ist:

  • Wir gehen nicht auf das Tier zu, das Tier darf zu uns kommen, wenn es das will.
  • Wir fassen ein Tier nie von hinten und keine fremden Tiere ohne Erlaubnis vom Besitzer an.
  • Tiere müssen uns „riechen“ können, daher sollten wir ihnen bei der Kontaktaufnahme Möglichkeiten zum Schnuppern lassen und ruhig stehen bleiben.
  • Wir fangen keine Tiere ein. Wir ärgern und quälen keine Tiere.
  • Wir füttern keine fremden Tiere, eigene nur in Begleitung / unter Anleitung der Eltern (Tierhalter).
  • Wir ziehen nicht an Tieren, weder an der Leine, noch am Bein, Ohr oder Schwanz.
  • Wenn das Tier zurückweicht, gehen wir weg, da es uns zeigt, dass es keinen Kontakt möchte.
  • Wir schauen Tieren nie in die Augen.
  • Wir laufen vor Tieren nicht davon, sie könnten uns jagen wollen. Wenn wir Angst haben, bleiben wir ruhig stehen, die Arme bleiben dicht am Körper (am besten vor der Brust gekreuzt), wir schauen das Tier nicht an und sind leise.
  • Wir schreien Tiere nicht an, sie haben ein viel besseres Gehör als wir, können Angst bekommen oder sich bedroht fühlen.
  • Tiere sind kein Spielzeug! Sie sollten weder geschenkt noch wie Spielzeug behandelt werden.
  • Wir stören Tiere nie beim Fressen bzw. nehmen dieses nicht weg. Wir stören auch nicht beim Schlafen oder Ruhen.

Unter Beachtung dieser Regeln können Kinder gut regelmäßige Kontakte zu Tieren pflegen. Sie fördern

  • die Sozialkompetenz
  • das Verantwortungsbewusstsein
  • das Bewusstsein für sich und seine (natürliche) Umwelt
  • das Gefühl der Fürsorge
  • das Selbstbewusstsein
  • den respektvollen Umgang mit Mensch und Tier
  • das Achten und Einhalten von Grenzen.

Madeleine Weber, Dipl.-Sozialpädagogin/-arbeiterin (FH) / Fachberaterin für tiergestützte Interaktion

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