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Foto: Ruderisch

Ein paar einzelne Socken, Schaumstoff, Pappmaschee, Stoffreste, Farben: Es braucht nicht viel, um selbst phantasievolle Puppen herzustellen.

Lasst die Puppen tanzen!

Im Zuge meiner Ausbildung zur Heilpädagogin hatte ich im März die Gelegenheit, hinter die Kulissen des Puppentheaters in Halle zu schauen. Ehrlicherweise muss ich zugeben, dass das Puppenspiel für mich bis dato eine völlig uninteressante Darstellungsform war. So hatte ich doch immer gleich den Kasperle und das Krokodil im Kopf, welche sich über die Bühne jagen. Ich ließ mich gern eines Besseren belehren.

Wir lernten die verschiedensten Arten von Puppen kennen. Von einfachen Socken- und sehr realistischen Handpuppen über Marionetten, die von bis zu drei Personen bespielt werden, hin zu überdimensionalen modellierten Köpfen, die gleich den kompletten Darsteller in eine Puppe verwandeln.

Wir wurden alle von der magischen Faszination, die von den Puppen ausgeht, erfasst und durften im Anschluss unserer Kreativität freien Lauf lassen und unsere eigene Puppe herstellen. Die Materialien waren denkbar simpel – ein paar einzelne Socken, etwas Schaumstoff, Pappmaschee, Stoffreste, Farben und Wackelaugen. Dennoch entstanden am Ende völlig verschiedene Puppen. Hierbei ist es überhaupt nicht wichtig, die Puppe komplett auszugestalten. Es geht in keiner Weise um Perfektionismus.

Probieren Sie es gern mit Ihrem Kind: Stülpen Sie sich eine Socke über die Hand und reden drauf los. Für Ihr Kind wird diese „Puppe" beseelt sein. Ein Tennisball mit Wackelaugen, ein Kochlöffel mit einem aufgemalten Gesicht, ein Hemdsärmel von einem alten Kleidungsstück über Ihrem Arm – die Möglichkeiten sind unendlich und simpel.

Allein die Herstellung hatte eine fast schon therapeutische Wirkung auf uns und das Puppenspiel selbst dann umso mehr, sowohl für die Darsteller als auch für die Zuschauer.

Puppen sind zu so vielem in der Lage. Sie können ein Abbild unseres Selbst sein, sie können wie Menschen, Tiere, Pflanzen sein oder so, wie wir sie uns wünschen. Sie widersprechen uns nicht und müssen das sein, was wir wollen. Wir können über sie Erlebtes verarbeiten und ängstlichen und verschlossenen Menschen helfen, sich zu öffnen.

Es ist unendlich viel leichter, über die Puppe zu kommunizieren, vor allem in Bezug auf unangenehme Themen. Die Puppe kann sowohl ihre Wut äußern, als auch ungezügelte Wut aushalten. Sie wird so zum Mittelsmann und erleichtert es, Bindungen aufzubauen.

Es kostet den ein oder anderen vielleicht ein wenig Überwindung, in eine andere Rolle zu schlüpfen, aber Sie werden sicher ganz schnell merken, wie befreiend das sein kann: für Sie und Ihr Kind. Dabei ist das Alter des Kindes unerheblich – tatsächlich werden auch Teenager große Freude dabei empfinden, eine eigene Puppe herzustellen und mit Leben zu erfüllen. Sie sind dann einfach freier, wenn sie über die Puppe Dinge aussprechen können, die ihnen selbst peinlich oder unangenehm wären.

Deshalb empfehlen wir: Probieren Sie es einfach mal aus, vielleicht an einem verregneten Wochenend-Tag, mit Zeit und Entdeckungsfreude, und Sie werden überrascht sein!

Anja Ruderisch, Mutter-Kind-Haus Leubnitz

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