Ein schöner Nachmittag, die Sonne scheint, wir freuen uns auf den Spielplatz im Ort. Schön, da treffen wir die Freunde aus der Kita. Und auch schön, ich treffe die Eltern der Kinder. Unsere Kinder spielen, klettern und lachen. Dass man sich dann über die Kinder unterhält, ist klar. „Also Maja kann schon lange zählen.“ – „Ja, der Paul kann sogar schon bis 20 zählen, wir lernen gerade mit ihm rechnen.“ – Ich werde immer kleiner, denn meine Lena kann das alles noch nicht, obwohl die anderen Kinder womöglich sogar jünger sind. Ich frage mich, warum mir die Eltern solche Vergleiche aufzwängen. Denn sie bringen mich dazu, darüber nachzudenken, was Lena alles NICHT kann. – So ein Unsinn!

Eltern, die mit den Kindern und deren Leistungen „angeben“, haben oft selbst ein Defizit zu schließen, wollen von sich ablenken oder versäumte Wünsche und Ziele mit den Kinder wiedergutmachen. Sie pauken, fordern, fördern und verlangen von ihren Kindern Dinge, ohne dabei zu merken, wie Kinder dann keine Kinder mehr sind. Denn lesen, schreiben, rechnen sind oft eine Fleißarbeit und bedeuten auch für die Mamas und Papas „Arbeit“. – Ich dagegen bin der Meinung, dass jedes Kind zu seiner Zeit lernt. Das Kind, was vor der Schule noch nicht lesen und rechnen kann, hat ganz andere Talente und Fähigkeiten, die für die Schule und das Leben wichtig sind. Vielleicht kann es Zusammenhänge gut erkennen, vielleicht hat es eine blühende Phantasie, vielleicht spürt es ganz besonders, wenn ein andere Hilfe oder Trost braucht.

Ich finde, jedes Kind ist auf seine eigene Weise wertvoll und einmalig und jede Mama und jeder Papa sollte sein Kind so toll finden, wie es ist. Denn jedes Kind lernt zu seiner Zeit und zwar genau das, was es besonders interessiert. Haben Sie also keine Angst, wenn Sie Ihr Kind einschulen oder zur nächsten Vorsorgeuntersuchung bringen. Seien Sie sich bewusst, dass ein Kind einen eigenen Plan hat und sich mit Sicherheit auf eigene Art und Weise an seinen eignen Zeitplan hält – alles zu seiner Zeit.

Kinder sind neugierig, wecken Sie deshalb Interesse für neue Dinge und lernen Sie gemeinsam mit Ihrem Kind auf spielerische Weise. Lassen Sie sich mitnehmen auf eine spannende Reise, deren Richtung Ihr Kind vorgibt. Sie werden überrascht sein, was es dabei alles zu entdecken gibt, wovon auch Sie vorher keine Ahnung hatten. Denn auch Ihr Kind ist einzigartig und toll, genau wie Lena.

Susanne Fröhlich, Erzieherin in der „Villa Kunterbunt“ Freiberg, Projektbeauftragte für Kinder mit besonderen Lern- und Lebenserschwernissen