Kuscheln mit einem Tier reduziert Stress, senkt den Blutdruck und hebt die Stimmung. Dennoch sind vor dem Erwerb eines Haustieres einige Fragen zu bedenken.
Hilfe, mein Kind möchte ein Haustier!
Viele Kinder wünschen sich ein Haustier. Oft ist das der Wunsch nach einem guten Freund. Tieren kann man alle Sorgen und Ängste anvertrauen. Man kann mit ihnen sprechen und ggf. auch kuscheln. Es ist wissenschaftlich bewiesen, dass Haustiere positiv für die psychische Gesundheit sind. Als Seelentröster stehen sie immer parat, vermitteln Geborgenheit, trösten bei Kummer und sind die geduldigsten Zuhörer. Ein toller Nebeneffekt beim Kuscheln mit den Tieren: Streicheln reduziert Stress, senkt den Blutdruck und hebt die Stimmung. Tiere steigern außerdem unsere Freude an Bewegung und wirken sich somit positiv aufs Herz-Kreislauf-System und auf die Hormone aus.
Betrachtet man nun die Beziehung zwischen Haustieren und Kindern im Hinblick auf die kindliche Entwicklung gibt es einige Aspekte, die besonders interessant sind: Auch wenn das jetzt erst einmal recht negativ klingen mag, Katzen und Hunde erhöhen das Bakterienspektrum im Haushalt. Das hat den Vorteil, dass der Gesundheitszustand von Kindern, die mit Tieren zusammenleben, robuster ist. Der kindliche Organismus wird vielfältigeren Reizen ausgesetzt, was ihn jedoch stärkt. Somit können Haustiere beispielsweise das Risiko von Allergien deutlich senken. Vor allem im ersten Lebensjahr des Kindes kann das von hoher Bedeutung sein, denn dieses ist für die Entwicklung des Immunsystems sehr wichtig.
Das Grundbedürfnis eines jeden Menschen ist der Körperkontakt. Dieses Bedürfnis kann mit Haustieren wie Hund, Katze oder Kaninchen leicht befriedigt werden. Das weiche Fell der Tiere sorgt dafür, dass Kinder es berühren und streicheln wollen. Und das wiederum sorgt für einen Zustand des Wohlbefindens, der Ruhe und Entspannung – eine gute Basis, um gesund zu bleiben.
Tiere helfen dabei, das Stresslevel zu senken
Stress ist im Alltag von Kindern keine Seltenheit. Die steigenden Anforderungen in der Schule, zahlreiche Freizeitaktivitäten und hinzu kommt noch der immer stärker werdende Einfluss der Medien, welchen die Kinder zu bewältigen haben. Auch müssen sich Kinder oft mit dem Stress der Eltern oder gar deren Abwesenheit auseinandersetzen. Haustiere können hierbei unterstützend zur Seite stehen. Auch wenn sie nicht das grundlegende Problem lösen, hilft die Nähe der Tiere, die Berührung, ihre Pflege und das Spielen mit ihnen das Stresslevel zu senken. Und das wirkt ausgleichend auf die Psyche.
Tiere bescheren uns häufig gute Laune, denn oftmals sind sie Auslöser für ein herzhaftes Lachen. Und auch Lachen unterstützt den Abbau von Stress. Das ist sogar wissenschaftlich erwiesen. Aber die kleinen Tollpatschigkeiten unserer Haustiere heitern uns nicht nur auf, sie wirken sogar antidepressiv.
Haustiere steigern Selbstvertrauen und Konzentrationsfähigkeit
Auch haben Haustiere Auswirkungen auf die Persönlichkeitsentwicklung von Kindern. Sie steigern Selbstvertrauen, Verantwortungsbewusstsein und Kommunikationsfähigkeit. Zudem sind Kinder vor allem mit Hunden häufig umgänglicher, weniger aggressiv und kommen besser mit Misserfolgen zurecht. Zudem haben Kinder eine längere Ausdauer und ihre Konzentrationsfähigkeit wird gestärkt. Auch können Tiere einen positiven Einfluss bei Angststörungen haben. Kinder entwickeln eine sehr starke Bindung zu ihren Haustieren. Dadurch wird das Selbstwertgefühl gestärkt, Schüchternheit und Trennungsangst reduziert.
Es stellt somit eine stärkende und stützende Konstante im Leben des Kindes dar. Auch soziale Kompetenzen wie Rücksichtnahme, Verantwortungsgefühl und Hilfsbereitschaft werden durch das Zusammenleben mit Tieren unterstützt. Kinder erfahren, dass sie mit bedingungsloser Zuneigung belohnt werden, wenn sie auf ihr Tier eingehen und seine Bedürfnisse respektieren. Hinzu kommt, dass Kinder geschulter sind, was die non-verbale Kommunikation angeht. Und zudem sind sie sensibler darin, unterschwellige Signale wahrzunehmen. Überträgt man das auf zwischenmenschliche Beziehungen, kommt es seltener zu Streitereien, weil Kinder eher versuchen, zu schlichten und zu vermitteln. Was wiederum schlussfolgern lässt, dass sie emotional stabiler sind.
Haustiere fördern darüber hinaus die emotionale Ausgeglichenheit und tragen zu einer entspannteren Grundhaltung bei. Das hat wiederum positive Auswirkung auf die Leistungsfähigkeit von Kindern. Sie sind aufmerksamer, können sich besser konzentrieren und haben bessere Gedächtnisleistungen.
Wichtige Fragen vor dem Erwerb eines Haustieres
Bei allen positiven Eigenschaften von Haustieren muss man darauf achten, sie artgerecht zu halten! Deshalb ist es wichtig, vor dem Erwerb eines Haustieres folgende Fragen zu stellen:
- Wie ist das Tier artgerecht zu halten?
- Wie hoch ist die Lebenserwartung?
- Was kann man, vor allem die Kinder mit dem Tier machen? (Aspekte Fluchttiere, Tag- Nachtaktiv)
- Welche Kosten fallen durch das Tier an?
- Können größere Summen durch Operationen oder anderen Verletzungen gezahlt werden oder wird eine Krankenversicherung benötigt?
- Wie viel Zeit benötigt das Tier pro Tag?
- Wer passt auf das Tier im Urlaub auf?
Außerdem sollte sich die ganze Familie über die Eigenschaften des Tieres informieren. So sollten Hunde und Katzen Rückzugsmöglichkeiten haben, um sich alleine von den Kindern abzuwenden, wenn sie Ruhe benötigen. Eltern sollten sich über Stresssymptome des Tieres informieren, um das Tier bei Überforderung zu unterstützen oder eine Rückzugsmöglichkeit anbieten.
Zum Beispiel dulden Katzen und Hunde oft sehr lange Übergriffigkeiten von Kindern. Wird ihnen jedoch eine Situation zu viel, aus der sie nicht wegkommen, können Hunde und Katzen beißen oder kratzen. Deshalb sollten Kinder niemals ohne Erwachsene alleine mit einem Haustier verweilen, bis sie alt und erfahren genug im Umgang mit Tieren sind.
Verpflichtungen in der Familie klären
Auch ist es wichtig, vorab zu besprechen, welche Aufgaben durch die Haltung entstehen. Reinigung Käfig, Spazieren gehen, Fellpflege Fütterung etc. Auch kleine Kinder können schon früh lernen, erste Aufgaben in der Tierpflege zu übernehmen. Sei es, täglich dabei zu helfen, die Katze oder den Hasen zu füttern, den Hund zu bürsten oder auch mal das Aquarium zu reinigen. Je älter die Kinder sind, desto mehr Verpflichtungen können sie übernehmen und damit auch Stück für Stück in diese verantwortungsvolle Rolle hineinwachsen. Trotzdem sollten sich Eltern immer bewusstmachen, dass ein Kind diese Pflichten nicht allein erfüllen kann. Darum gilt: Die Hauptverantwortung für die artgerechte Haltung eines gemeinsamen Haustiers liegt immer bei den Eltern.
Bei allen positiven Eigenschaften bei der Haltung eines Haustieres sollte die ganz Familie immer gut überlegen und besprechen, ob sie sich gemeinsam der Verantwortungen stellen kann und möchte. Ein Haustier ist kein Spielzeug und sollte nicht unüberlegt angeschafft werden.
Isabel Sojka, Tagesgruppe Großdalzig, und Alexandra Schwander, Einrichtungsleiterin