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Ilka Meffert

Geschwisterkinder – ein Geschenk?

„Bruder, Schwester, bester Freund …“ – so titelt Todd Cartmell über sein Buch zum Umgang mit Geschwistern. Treffender kann ich es nicht ausdrücken, was ich mir für das Verhältnis von Geschwistern wünsche.

Da wird ein Kind in die Familie hineingeboren. Als Erstgeborenes mit einer besonderen Stellung. Eltern sammeln erste Erfahrungen, wie der Wechsel gelingt zwischen Elternsein und Paar bleiben. Sie lernen Stück für Stück, wie sich das anfühlt mit der täglichen Verantwortung für ein kleines Menschenleben mehr. Und die Kinder? Auch sie lernen von Anfang an – z. B. mit welchem Gesichtsausdruck sie welche Reaktion erreichen. Erste Kinder einer Familie stehen aber auch vor der Herausforderung, Elternsein zu prägen. Sie haben keine Kinder um sich, mit denen sie ihre Ideen umsetzen können. Alles ist auf die Erwachsenen bezogen. Und so prägen sich auch bei ihnen Verhaltensweisen aus, die oft deutlich von der Kommunikation mit Erwachsenen geprägt sind.

Ein zweiter Blick auf Geschwisterkinder und ihre Geburtsreihenfolge lohnt sich. Zweite Kinder werden hineingeboren in das, was Eltern bereits gelernt und erprobt haben. Sie finden schon ein System vor, wo große Geschwister prägend waren, deren Vorlieben, deren Schwierigkeiten. Auch Eltern haben dann so ihre gewisse Vorstellung, wie es voraussichtlich werden könnte mit dem zweiten Kind. Und dann? Kommt alles ganz anders. Oft jedenfalls ist es so. Das zweite Kind bringt seine eigene Identität mit – Gott sei Dank! Und es ist ein spannende Entdeckungsreise, was das ganz Besondere jedes Kindes ist.

Aber auch das größere Geschwisterkind spielt nun eine andere Rolle – in der Herausforderung zwischen Verantwortung gegenüber dem Jüngeren und der Frage nach der eigenen Position. Da wird dann schon mal um die Aufmerksamkeit der Eltern, Großeltern, Öffentlichkeit … gerangelt – mit Worten oder Händen und Füßen. Das jüngere Kind hat nun Auswahl an Ansprechpartnern – Eltern oder Geschwisterkind. Es muss nicht nur mit Erwachsenen kommunizieren (so wie das ältere Kind am Anfang). Jüngere haben gleich Verbündete aus ihrer Generation neben sich. Und das hat natürlich auch auf die sozialen Kompetenzen Auswirkungen. Wie reden wir miteinander, wie gehe ich mit Konflikten um und handle Dinge aus …

Wenn wir dann auf dritte oder vierte, fünfte, sechste … Geschwister sehen, können wir genauso wieder erkennen, wie sich Dynamiken unter den Geschwistern verändern. Wie ihre Zahl gegenüber den Eltern eine Rolle spielt. Auch wie sich Große und Kleine zu Koalitionen finden gegenüber Mittleren oder wie Mittlere jeweils zu „Großen oder Kleinen“ werden – je nachdem, was gerade günstiger erscheint. Spannend finde ich, wie sich auch diese Geschwisterfolge immer wieder unterschiedlich mit dem Alter verbindet. Wenn das erste Kind zur Schule kommt und dann das Zweite sind auf einmal beide die Großen. Das dritte Kind bleibt klein. Aber wenn das erste Kind aus dem Haus geht, sind die beiden Jüngeren die „Kleinen.“

Entscheidend ist für mich bei allem, dass ich den Blick auf die Vielfältigkeit der Kinder bewahre. Es ist ein Geschenk, dass jedes unterschiedlich ist – keine Last. Ich kann mich als Eltern weiter entwickeln, weil jedes Kind mich vor neue Herausforderungen stellt.

Und wenn wir als Eltern die Kinder spüren lassen, dass jedes in seiner Einzigartigkeit wertvoll ist, dann kann man erleben, wie sich manche Rivalität zwischen Geschwistern verändert. Dann werden sie zu besten Freunden, weil sie den Schatz im andern erkennen, anerkennen und lieben können.

Viel Freude an Ihren Kindern!                               

Petra Behner, Mutter von drei Töchtern (19, 17, 15 Jahre), Leiterin Christliche Kita „Unterm Regenbogen“ und Fachreferentin Familie und Erziehung Team F

 

Literaturempfehlung

Todd Cartmell: Bruder, Schwester, bester Freund: Vom kreativen Umgang mit Geschwisterrivalität

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