Duft und Gefühle sind eng miteinander verbunden. Deshalb können wir Düfte für ganz intensive Erlebnisse nutzen.
Düfte für unsere Kinder und jungen Menschen
Drei Dinge sind uns aus dem Paradies geblieben: die Sterne der Nacht,
die Blumen des Tages und die Augen der Kinder. (Dante Alighieri)
Kinder erforschen ihre Umwelt mit allen Sinnen. Der Riechsinn ist dabei der erste Sinn, der sich im Mutterleib entwickelt. So erkennen Kinder z.B. ihre Mutter bereits an ihrem Duft. Düfte geben Geborgenheit. Und alle Eltern wissen nur zu gut, welches Drama es gibt, wenn ein heißgeliebtes Kuscheltier nach dem Waschen fremd riecht.
Duft und Gefühle sind eng miteinander verbunden. Steigt uns ein altbekannter Duft in die Nase, so tauchen auch damit verbundene Erinnerungen und Gefühle wieder auf. Düfte können so als Verbindung zwischen Denken und Fühlen fungieren.
Der Mensch hat fünf Sinne, doch in der heutigen Zeit beschränken sich viele, vor allem auch Kinder und Jugendliche, auf ein bis zwei Lieblingssinne, allen voran das Sehen. Eine umfassende Wahrnehmung unserer Umwelt erreichen wir aber nur, wenn wir alle Sinne dafür verwenden.
Die Natur gibt uns die Pflanzen und die aus ihnen gewonnenen ätherischen Öle. Diese sollten allerdings erst nach Vollendung des ersten Lebensjahres angewendet werden, weil Babys Düfte wesentlich intensiver wahrnehmen als ältere Kinder. Ätherische Öle würden beim Säugling für eine Reizüberflutung sorgen und im kindlichen Sinnessystem Irritationen hervorrufen.
Ab dem Alter von einem Jahr können wir durch die Gestaltung von Dufterlebnissen die Kinder und Jugendlichen jedoch unbesorgt natürliche Düfte mit allen Sinnen erleben lassen. Der Ablauf erfolgt spielerisch und mit einfachen, dem Alter angepassten Worten.
Der Anfang gelingt am leichtesten, wenn man Düfte verwendet, die den meisten Kindern schon bekannt sind, wie z.B. Vanille, Mandarine, Orange, Lavendel, Rose.
Hier einige Anregungen und Möglichkeiten, wie Kinder verschiedene Düfte erleben können:
Märchen mit den entsprechenden Düften begleiten
verschiedene Jahreszeiten
selbstgemachte Knete mit Orange/Zimt
Riechsäckchen befüllen
beduftete Papiertaschentücher
Duftmemory
Kinder und Jugendliche haben ein anderes Duftempfinden als wir Erwachsene und ein gutes Gespür für Düfte, die ihnen hilfreich sind. Wenn ein Kind einen Duft nicht mag, darf es diesen auch abwählen. Unter den ätherischen Ölen gibt es genügend Alternativen für die verschiedenen Duftkompositionen.
So können Sie ein Dufterlebnis gestalten:
Die Kinder sitzen im Kreis zusammen. In der Mitte steht ein Dufttablett mit Riechsalzen, Seifen aus dem entsprechenden Öl, frischen Pflanzenteilen, Fotos etc. Jedes Kind nimmt sich etwas von dem Tablett, schaut es sich an, riecht daran, gibt es weiter, erzählt von seinen Eindrücken. Dazu gibt es passendes Essen und Trinken: Tee, Kekse, Schokolade, Rosenblätter, Kandiszucker etc.
Ergänzt werden kann das Zusammensein – je nach Alter der Kinder – mit Gedichten und Geschichten, Fingerspielen, Bildern zum Ausmalen, Traumreisen. Wichtig ist es, eine besondere Atmosphäre zu schaffen und sich Zeit für die Erfahrung zu nehmen. Für kleine Kinder reicht schon eine Viertelstunde, mit größeren Kindern und Jugendlichen kann man bis zu eine Stunde in dieser Weise gestalten.
Die Kinder erleben in diesem geschützten Raum, wie alle Sinne angesprochen werden (Riechen, Fühlen, Schmecken, Sehen, Hören). Sie richten ihre Aufmerksamkeit ohne Ablenkung durch den üblichen Alltagstrubel auf das umfassende Erleben und Genießen und gehen entspannt und gestärkt in den Alltag zurück.
Auch das Duftmemory ist ein beliebtes Spiel bei Kindern und Jugendlichen:
Dafür braucht man kleine Film- oder Blechpillendosen, die mit Wattebäuschen befüllt werden. Für kleinere Kinder genügen acht Filmdosenpaare, bei Jugendlichen kann man beliebig erweitern. Jeweils zwei Filmdöschen werden mit dem gleichen Duft befüllt, d.h. Öle auf die Wattebäusche geträufelt. Auf den Boden klebt man mit einem Rundetikett den Namen oder ein Bild des Duftöls.
Zum Spielen werden die Dosen verschlossen mit Deckel nach oben auf dem Tisch gemischt. Nacheinander nimmt jeder jeweils zwei Dosen auf und schließt – das ist ganz wichtig – vor dem Öffnen die Augen. Jetzt gilt es, immer zwei Filmdosen mit dem gleichen Inhalt zu „erschnuppern“ und zu benennen. Wer die meisten Paare gefunden, hat gewonnen.
Das Spiel fördert die olfaktorische Wahrnehmung, kann mit Kindern ab 4 Jahren gespielt werden und dauert etwa 15 Minuten.
Folgendes ist bei der Arbeit mit ätherischen Ölen zu beachten:
Ätherische Öle sind zwar freiverkäuflich, dürfen aber nur von Ärzten und Heilpraktikern für medizinische Zwecke verwendet werden.
Für das Wohlbefinden oder den Wellnessbereich können ätherische Öle jedoch von jedermann angewendet werden.
Vorsicht: Ätherische Öle können Vergiftungen und allergische Reaktionen auslösen. Lieber mit einer kleinen Dosis beginnen (weniger ist mehr).
Bei der Anwendung von Aromatherapie zu Hause sollte unbedingt die Packungsbeilage des ätherischen Öles beachtet werden oder man nimmt Rücksprache mit einem Fachmann.
Ich wünsche Ihnen viel Freude bei der Arbeit mit Düften!
Beatrix Büchel, Heilpädagogin im Mutter-Kind-Haus Leubnitz
Literatur:
- „Immer der Nase nach“ Someo Verlag
- „Große Düfte für kleine Nasen“ Kösel Verlag
- „Mit Kindern Düfte erleben“ – Weiterbildungsskript von Primavera Life
- „Aromatherapie – Wissenswertes über die Anwendung und Wirkung von ätherischen Ölen“