Für ein ehrliches Lob ist es wichtig, dem Kind zu sagen, was man beobachtet hat, z.B. „Die Farben hast du gut ausgewählt“.
Wie lobe ich mein Kind richtig?
Kaum etwas prägt die Persönlichkeit der Kinder mehr als das Lob der Eltern. Doch wie lobe ich eigentlich richtig bzw. gibt es auch „falsches“ Lob?
Die Eltern neigen dazu, die Aktivitäten ihres Kindes, sei es ein gemaltes Bild, auf einem Bein hüpfen oder ähnliches überschwänglich zu loben: „Das ist total toll, absolut super!“ Das ist sicher gut gemeint, doch übertriebenes Lob kann für Kinder negative Folgen haben. Studien haben ergeben, dass Kinder, deren Eltern häufig übertriebenes Lob aussprechen, ein niedrigeres Selbstwertgefühl haben und eher „kleiner“ werden, als daran zu wachsen. Diesen Kindern fehlt das Zutrauen, dass ein Scheitern auch zum Leben dazugehört.
Loben wir Kinder immer wieder für leichte Aufgaben und Selbstverständlichkeiten, werden diese kaum eine schwere Aufgabe bewältigen, weil sie Angst haben, womöglich nicht mehr „super toll“, sondern nur noch „gut“ zu sein. Sie meiden herausfordernde Aufgaben, da sie es vermeiden möchten, als „unfähig“ dazustehen. Eine kleine Enttäuschung (über eine „schlechte“ Note) kann zu einem großen Wutausbruch führen.
Lob dient der Motivation und soll als Teil der Beziehung gesehen werden. Man muss daher aufpassen, dass es nicht für eine gezielte Manipulation genutzt wird (damit Kinder etwas öfter tun). Kinder entwickeln nur ein positives Selbstbild, wenn sie unabhängig werden von der Wertung anderer. Ziel ist es, dass Kinder stolz auf sich sind, nicht: dass sie etwas tun, weil sie wollen, dass wir stolz auf sie sind.
Lob sollte nur ausgesprochen werden, wenn es ernst gemeint ist und aus einer echten Beschäftigung mit der Sache resultiert, die gelobt werden soll. Kinder spüren sofort, wenn ein Lob nur daher gesagt ist, weil die Eltern zum Beispiel gerade auf ihr Handy schauen, aber nicht darauf, dass das Kind gerade eine Vorwärtsrolle gemacht hat. Das nebenbei fallengelassene „Super“ nehmen sie den Eltern nicht mehr ab – sie beginnen, an sich zu zweifeln. So kann falsches Lob zu Misstrauen, Demotivation und Angst führen.
Ein angebrachtes und ehrliches Lob dagegen stärkt das Selbstbewusstsein. Es geht darum, dem Kind ein positives, realistisches Bild von sich selbst zu vermitteln. Bei einem „richtigen“ Lob wird eher die Anstrengung bewertet und nicht das Ergebnis. Wichtig ist die Beschreibung, was man wirklich sieht, was einem positiv auffällt. Nehmen wir das Beispiel eines gemalten Bildes: Gut wäre es, z.B. die schönen Farben zu erwähnen, die das Kind verwendet hat, oder die Gegenstände, die man sieht: „Das blaue Auto hast du schön gemalt“, „Die Farben hast du gut ausgewählt“. Oder man verbindet das Lob mit dem eigenen Gefühl: „Ich freue mich, dass du Spaß am Malen hast“.
Ein anderes Beispiel: Zimmeraufräumen. Negatives Lob wäre (auf das Ergebnis bezogen): „Du hast richtig toll aufgeräumt“. Ein positives Lob könnte sein (auf die Anstrengung bezogen): „Ich sehe, du hast die Bücher gut in den Schrank einsortiert.“ oder „Ich freue mich, dass du die Wäsche in den Wäschekorb gepackt hast.“
Loben ist nicht gleich loben. Es ist wichtig, Lob dosiert und an der richtigen Stelle einzusetzen. Das gelingt nicht von jetzt auf gleich, aber man kann es lernen und an sich arbeiten. Denn jeder möchte doch sein Kind zu einem selbstbewussten Menschen erziehen. Probieren Sie es gleich aus und geben Ihrem Kind heute ein ehrlich gemeintes Lob.
Lydia Göhlert, Einrichtungsleiterin Kita „Blumenkinder“, Oberbobritzsch