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Ilka Meffert

Wie können wir mit Kindern Achtsamkeit leben?

Kennen Sie das? Sie stehen in der Küche und bereiten das Abendessen vor. Nebenbei fragen Sie Ihr Kind, wie es in der Schule war, und erklären Ihrem Mann, was er morgen aus dem Supermarkt mitbringen soll. Und das Ende vom Lied? Das Kind beschwert sich, dass die falsche Wurst auf dem Brot ist und dass Sie wieder mal nicht richtig zugehört haben, als es vorhin gesagt hat, es bräuchte noch eine Unterschrift für den Schulausflug.

Und wer ist dann Schuld an der Misere? Natürlich Sie, obwohl Sie schon versuchen, so viel wie möglich zu schaffen. Und genau da liegt das Problem. Diese Sachen passieren nicht, obwohl Sie so viele Dinge gleichzeitig tun, sondern weil Sie so viele Dinge gleichzeitig tun!

Genau darum geht es beim Prinzip der Achtsamkeit. Unsere Gedanken sollten sich auf genau die Tätigkeit konzentrieren, die wir im Moment zu erledigen haben – und nicht schon beim nächsten Arbeitsschritt sein. Außerdem sollten wir sowohl angenehme Dinge als auch unangenehme, die wir ohnehin nicht ändern können, so hinnehmen wie sie sind: gutes wie schlechtes Wetter, Stau oder freie Fahrt o.ä.

Wenn wir uns auf genau die eine Sache konzentrieren, die wir gerade tun, z.B. das Abendessen zubereiten, dann sind wir viel entspannter und es fällt uns später leichter, uns zu merken, was das Kind aus der Schule erzählt, weil wir uns wiederum nur darauf konzentrieren müssen.

Das Konzept der Achtsamkeit kann, wenn man ein bisschen übt, zur Stressbewältigung beitragen und helfen, seinen Kindern toleranter und vor allem geduldiger zu begegnen. Wenn man nicht immer nur daran denkt, was noch alles zu tun ist, kann man einfach den Augenblick mit seinem Kind viel besser genießen.

Kinder haben meist ein sehr feines Gespür dafür, ob wir ihnen zugewandt sind oder beim Spiel mit ihnen an etwas ganz anderes denken. Auch ständiges Aufs-Handy-Schauen stört. Wenn Kinder spüren, dass man ihnen aufmerksam zuhört und sich so wahrgenommen fühlen, wird das Familienklima davon profitieren.

Kinder wissen das nicht nur, sie leben Achtsamkeit. Sie staunen über die Wolken am Himmel, freuen sich über die Punkte des Marienkäfers, rühren selbstversunken mit einem Stock in einer Pfütze herum. Eltern sollten Kindern diese Präsenz des Augenblickes lassen, ohne zu stören. Ein besonderes Erlebnis ist es, wenn Augenblicke gemeinsam erlebt werden.

Viele Aufgaben lassen sich mit Lust und Spaß zusammen mit Kindern gestalten, wenn dem gegenwärtigen Erleben nachgespürt wird. Schmecken die Rosinen oder die getrockneten Äpfel im Müsli süßer? Welche Geräusche sind beim Frühstück zu hören? Ist das Wasser beim Händewaschen kalt oder warm? Wonach riecht die Seife? Eltern können ihre Kinder ermuntern, ihnen ihre Freude oder ihren Ärger zu beschreiben, je nachdem, wovon sie gerade erfüllt sind. Tiefe Erlebnisse bestehen darin, gemeinsam in die Stille zu lauschen, sich gegenseitig die Gedanken zu erzählen oder sich auf den Körper zu konzentrieren: Wie fühlt er sich an? All das macht nicht nur lebendig, sondern auch dankbar – für das Essen, für das Wasser, für die Geräusche um uns herum.

Natürlich muss das Frühstück am Morgen gemacht, dem Kleinkind die Hand gewaschen, die Spülmaschine ausgeräumt und die Wäsche gewaschen werden. All das lässt sich bewusst erleben, gerade mit Kindern. Statt sich zu beeilen, in der irrigen Meinung, das Leben beginne erst am Feierabend, gilt es zu begreifen, dass das Leben jetzt und hier stattfindet.

Nicole Senske, Diplomsozialpädagogin in der Integrativen Kindertagesstätte „Sonnenkäfer“ Niederbobritzsch

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