Die Zeit vor dem zu Bett gehen kann eine besonders intensive Zeit zwischen Ihnen und Ihren Kindern sein. Sie kommen gemeinsam zur Ruhe, lassen den Tag ausklingen. Eine feste Zeit für das Abendbrot ca. 2 h vor der Einschlafzeit des Kindes ist geeignet, um genügend Raum für Rituale zu schaffen, die Ihrem Kind helfen können, in Ruhe einzuschlafen und sich sicher und behütet zu fühlen.

Es tut Ihrem Kind gut, wenn Sie es regelmäßig fragen: Was war heute das Schönste für Dich, worüber hast Du Dich am meisten gefreut? Und auch: Was war das, was Dir am wenigsten gefallen hat? Welches Erlebnis heute hat Dir nicht so gut getan? Erzählen Sie dabei ruhig auch von Ihren eigenen Erlebnissen! Sie haben dann gemeinsam Gelegenheit, Eindrücke noch einmal zu reflektieren, vielleicht auch in Ruhe einen Streit noch einmal zu beleuchten und dadurch einander besser zu verstehen. Das Kind lernt, sich bewusst zu erinnern, Empfindungen zu formulieren und hat Ihre ungeteilte Aufmerksamkeit für diese Minuten.

Wenn Sie gemeinsam singen, ist es für viele Kinder schön, wenn es ein Lied gibt, welches sie besonders mögen, das immer als letztes gesungen wird. So hat das Ritual einen Abschluss und es ist klar, dass Sie sich als Mutter oder Vater anschließend verabschieden. Oft mögen Kinder solche Lieder ganz besonders, die eine Geschichte haben: beispielsweise, wenn es das gleiche ist, welches die Großmutter schon ihren Kindern gesungen hat. Auch Lieder, die eine Geschichte erzählen, über die Sie mit Ihrem Kind gesprochen haben, sind beliebt: Zum Beispiel: „Sah ein Knab ein Röslein stehen“ oder „Der Kuckuck und der Esel“.

Manchen Kindern tut es gut, wenn sie ein Foto von geliebten Menschen (Großeltern, älteren Geschwistern oder einem Elternteil) an ihrem Bett haben, die nicht da sein können. Vielleicht genießen sie es auch, diese Menschen in ein Gebet einzuschließen.

Schön ist es, wenn Kinder sich ihren Schlafplatz selbst gestalten können. Beispielsweise mögen sie es, in einem Nest aus Kissen und Decken einzuschlafen, die Bettwäsche selbst auszusuchen, zu entscheiden, ob noch eine Weile leise Musik läuft oder eine kleine Lampe brennt. Viele Kinder wollen spüren, dass draußen vor dem Zimmer der Abend gewohnt verläuft. Die Geräusche von Stimmen oder Schritten wirken oft eher beruhigend als störend.

Überlegen Sie, wie Sie Streit und Stress verhindern können. Treffen Sie klare Absprachen mit Ihrem Kind: Jetzt hast du Zeit bis … deine Zähne zu putzen und dich für das Bett fertig zu machen, dann haben wir noch eine halbe Stunde zum Lesen und Erzählen.

Ab ca. 4 Jahren und dann auch noch lange in die Zeit hinein, in der die Kinder selbst lesen können, sind Bücher, die sich über mehrere Tage oder sogar Wochen verteilen, besonders geeignet.

Besonders für die Schlafsituation gilt: Verlässliche, berechenbare Abläufe und eine ruhige Atmosphäre unterstützen das Sicherheitsgefühl und geben Kindern die Kraft, ihren Schlaf so zu nutzen, dass sie neue Kräfte für den folgenden Tag sammeln und Erlebtes gut abschließen können.

Julia Meike, Erziehungswissenschaftlerin und Fachbereichsleiterin Kindertagesstätten der Kinderarche Sachsen