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Müssen Kinder jeden Wunsch erfüllt bekommen?

Wir leben in einer Gesellschaft, in der die Planung über den Nachwuchs selbstbestimmt erfolgt. Eltern entscheiden individuell über den „optimalen“ Zeitpunkt, die „optimale“ Lebenssituation und auch die „optimale“ Anzahl der Kinder. Von der Gesellschaft sind Kinder erwünscht, der Staat unterstützt junge Familien. Es herrscht allgemeiner Wohlstand, der allen mehr Möglichkeiten eröffnet – auch Kindern. Alle Eltern wollen ihre Kinder glücklich sehen und glücklich machen, um sich nicht als „schlechte“ Eltern zu fühlen.

Glücklich sind Kinder, wenn zuallererst ihre Grundbedürfnisse befriedigt werden. Diese haben nichts mit Wohlstand und Konsum zu tun. Grundbedürfnisse sind emotionales Wohlbefinden, Sicherheit, Nähe, Liebe, Autonomie, Freiheit, sich auszudrücken, Neugier, Zuneigung, Nahrung, Ruhe, Schlaf, Bewegung usw. Diese Grundbedürfnisse zu erfüllen, bedeutet nicht, Spielzeug und Süßigkeiten zu schenken oder „Events“ zu organisieren. Es heißt auch nicht, das Kind anzuhalten, immer der erste sein zu müssen oder dem Kind alle Wünsche zu erfüllen. Unsere Kinder spiegeln unser eigenes Verhalten und Einstellungen. Das schließt auch unser Konsumverhalten ein. Eltern erziehen ein Konsumverhalten!

Wenn Eltern „nur das Beste für ihr Kind“ wollen, verrennen sie sich nicht selten in den Glauben, es soll alles haben, was sie nicht hatten, es soll alle Möglichkeiten bekommen, es soll ihm an nichts fehlen. Mit diesem Denken jedoch überfordern wir meist nicht nur unsere Kinder, sondern auch uns selbst. Wir organisieren die Freizeit und spielen den „Chauffeur“ und „Animateur“, hasten irgendwelchen Angeboten hinterher und verlieren den Blick auf das gesunde Maß. Ein Sportkurs, eine Tanzgruppe oder das Erlernen eines Instrumentes sind nicht falsch, wenn es in der Familie zu organisieren ist und wenn das Kind daran Freude hat. Ufern die Freizeitaktivitäten in Stress, Maß- und Freudlosigkeit aus, ist keinem geholfen.

Bis zum Schulalter ist die wichtigste Tätigkeit des Kindes das Spielen. Dieses Spielen mit und ohne Freunden, je nach Alter natürlich auch in einem Maß an Eigenverantwortung, lässt die Kinder viele Kompetenzen erlernen.

Was für die Organisation der Freizeit gilt, trifft auch bei der Ausstattung der Kinder mit materiellen Dingen zu. Nicht jedes Spielzeug, was das Kind haben will, muss im Kinderzimmer stehen. Das Abwarten eines Anlasses (Geburtstag etc.), verantwortungsvolles Auswählen von Spielzeug bzw. das Zusammenschließen mit Verwandten für größere Anschaffungen sind durchaus in Ordnung.

Kinder werden nicht unglücklich, wenn sie mal einen Wunsch abgeschlagen bekommen. Sie werden unglücklich, wenn sie von Dingen und Erfahrungen abhängig gemacht werden, die nichts mit innerer Freude zu tun haben. Eine solche Abhängigkeit hat nichts mit tatsächlichen Bedürfnissen oder mit innerer Freiheit zu tun. Diese Abhängigkeit hält das Kind gefangen und versperrt ihm den Weg zur wahren Freiheit. Wahre Freiheit ist die Fähigkeit, glücklich und zufrieden zu sein, unabhängig von den äußeren Bedingungen.

Unsere Kinder brauchen Grenzen, da sie ihnen Sicherheit geben. Wenn wir sie nicht setzen, fordern wir unsere Kinder (ungewollt) dazu auf, immer weiter zu gehen, wobei sie ständig unter einer Art Anspannung stehen, da sie jederzeit mit einer Grenzsetzung rechnen müssen. Erst wenn sie auf unsere Grenze stoßen, können sie sich wieder entspannen – auch wenn sie häufig dazu neigen, zuvor einen Aufstand vom Zaun zu brechen.

Wenn wir den Alltag mit unseren Kindern harmonisch gestalten trotz und mit Strukturen und Grenzen,  dabei immer ein offenes Ohr und Auge für die Bedürfnisse der Kinder haben und auch unsere eigenen Wünsche und Bedürfnisse nicht vergessen, dann sind wir gute Eltern.

Norit Nickol Koch und Sabine Roscher, Gruppenerzieherinnen im „Kinderkreis Natur, Heimat und Gesundheit“ Radebeul

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