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Ilka Meffert

Konsequent – na, logisch!?

So einfach und logisch ist das manchmal mit Konsequenzen leider nicht. Da mache ich eine Ansage und mein Kind hört trotzdem nicht. Ich ziehe Konsequenzen, aber sie bewirken keine Änderung. Warum ist das so und warum klappt es dennoch manchmal ganz gut?

Beispiel gefällig?

„Karl, komm bitte rein, es gibt Abendbrot. Viktor soll auch nach Hause kommen.“ Viktor verabschiedet sich und geht. Karl aber schaltet auf Geschrei und Weinen um und trotzt. Kommentar der Oma: „Geht das schon wieder los – wie jeden Tag. Wenn das nicht bald mal aufhört, kannst Du eben nicht mehr mit Viktor spielen.“ Das Weinen hört noch lange nicht auf … Fast jeden Abend spielt sich diese oder eine ähnliche Szene ab, wenn es darum geht, dass Karl einer Anweisung folgen soll. Er ist fünf Jahre alt und weiß seine Energie gegenüber Eltern und Großeltern langanhaltend einzusetzen. Irgendwann lenken die Erwachsenen dann ein, manchmal auch Karl.

Weit hergeholt? Da muss man eben mal konsequent durchgreifen! Aber konsequent sind doch die Erwachsenen – schließlich gibt es dann Spielverbot – oder?

Zwei Aspekte dazu:

1. Aspekt: Die Konsequenz muss logisch sein in der Situation.

Wie nachhaltig und zugkräftig Konsequenzen sind, hängt in entscheidender Linie von ihrer Logik ab. Haben die Konsequenzen tatsächlich etwas mit der gegenwärtigen Situation zu tun? Betreffen sie das unmittelbare Geschehen? Für unser Beispiel heißt das: Wenn Karl nicht zum Abendbrot kommt, dann darf er morgen nicht mit Viktor spielen. – Schade um die Spielzeit miteinander, denn was hat diese mit dem Wunsch zu tun, gemeinsam Abendbrot zu essen? Eigentlich wollen die Erwachsenen hoffentlich nicht die Freundschaft beenden, denn die ist doch gut. Das Interesse liegt doch am gemeinsamen Abendbrot. Es geht um einen logischen Zusammenhang – was passiert, wenn er sich nicht an die Ansage hält? Wo muss er die Verantwortung dann selbst tragen und spürt die Konsequenzen?

Viel logischer wäre es also, das Abendbrot ohne Karl zu beginnen – einmal, zweimal, vielleicht auch dreimal auszuhalten, dass er zu spät kommt und dann nur noch Rester da sind (Essenentzug als Strafmaßnahme ist hier nicht gemeint!). Dann bemerkt Karl, dass es sinnvoll ist, der Aufforderung der Eltern zum Essen in seinem eigenen Interesse gleich nachzukommen.

2. Aspekt: Die Konsequenz muss durchsetzbar sein.

Karl weiß natürlich inzwischen auch, dass die Erwachsenen die Spielzeit mit dem Nachbarsjungen nicht streichen. Sie sind nämlich froh, wenn die beiden miteinander spielen. Da kann man schon mal seine Macht ausspielen. Denn letztlich werden die Erwachsenen die Konsequenz nicht durchsetzen. Damit hat er schon Erfahrungen gesammelt, in den letzten Tagen, Wochen, Monaten.

Kinder und auch wir Erwachsenen lernen nachhaltig durch unsere Erlebnisse. Je öfter sich ein Verhalten wiederholt, umso sicherer gehen wir davon aus, dass es auch beim nächsten Mal wieder so funktioniert. Das hilft uns im Alltag, sorgt aber auch dafür, dass unangenehme Verhaltensweisen sich verfestigen und strategisch eingesetzt werden. Spannend wird es dann, wenn ich erlebe, dass mein Verhalten auf einmal ganz anderes beantwortet wird. Dann gibt es den sogenannten „Aha-Effekt“.

Wenn also das nächste Mal Karl seinen Willen so beantwortet bekommt, dass er selbst eine unangenehme Konsequenz aushalten muss, wird er sich überlegen, wie oft er das wiederholt. Natürlich braucht es dafür mutige und starke Erwachsene, die seine Tests aushalten und kreative Erwachsene, die logische Konsequenzen überlegen. Also wird es bei den nächsten Mahlzeiten am Anfang ganz bestimmt immer eine seiner Lieblings-Leckereien geben, die dann schon alle ist, wenn Karl endlich dazu kommt…

Konsequent – na logisch? Und wozu?

Langfristig gewinnen Kinder durch logische Konsequenzen Sicherheit – sie wissen, welche Folgen sie erwarten. Kinder schätzen Erwachsene sehr, die berechenbar und verlässlich sind. Gerade in Krisen greifen sie auf diese Personen zurück, bei denen sie wissen, dass sie sich auf ihr Wort verlassen können. Ein langer Atem, gute Ideen und logische Konsequenzen sind deshalb ein wertvolles Fundament für gesunde Beziehungen zu unseren Kindern und geben ihnen wichtige Grundlagen mit, selbst verlässliche Beziehungen aufzubauen.

Petra Behner, Einrichtungsleiterin Christliche Kindertagesstätte „Unterm Regenbogen“ Sebnitz

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