

Nicht selten gibt es Streit und Konkurrenzkampf, wenn es darum geht, wer das coolste Spielzeug hat.
„Immer mehr – höher, weiter, schneller“
„Guck mal mein Auto!“ sagt Finn. Emil reagiert: „Ich habe aber ein ferngesteuertes Auto mit.“ Lilly drängt sich vor mich: „Hier – mein Kuscheltier – das blinkert.“ Es ist Spielzeugtag in unserer Kita – bei den Kindern sehr beliebt und immer wieder im Kinderrat gewünscht. Wir als pädagogische Fachkräfte und manche Eltern sind da nicht immer so begeistert.
Einerseits können die Kinder ihre Lieblingsspielsachen mitbringen, fühlen die Wertschätzung ihrer Lebenswelt und spielen oft auch sehr schön miteinander. Andererseits gibt es Streit und Konkurrenzkampf – wer darf mitspielen, wer nicht. Es kommen auch Kinder nach Hause und erzählen von den Spielsachen anderer Kinder. Manche Eltern setzt das innerlich unter Druck, weil sie glauben, dass ihr Kind das nun alles braucht, um mithalten zu können. Schließlich wollen die Eltern nur das Beste für ihr Kind und auf keinen Fall, das es in der Gruppe ausgeschlossen wird.
Wodurch entsteht dieser Druck? In so einer Situation wird Zugehörigkeit zur Gruppe über materielle Dinge definiert. Es geht um Besitz / Eigentum und das, was ich vorzeigen kann. Und es geht um die Angst, aus der Gruppe ausgeschlossen zu werden. Wir als Menschen wollen immer dazugehören. Wir sind soziale Wesen. So geraten wir unter Druck.
Es geht aber auch um Statussymbole. In unserer Gesellschaft sorgt Besitz durchaus für Ansehen – wer viel hat, ist viel wert, wird anerkannt, Selbstbewusstsein wird über Besitz gesteigert. Zumindest verhalten sich manche Menschen so und es wird dies auch über Medien so transportiert.
Aber wenn wir als Erwachsene ehrlich sind: Welche Menschen haben uns denn in unserem Leben am meisten beeindruckt? Die Reichen und Schönen oder die Menschen mit Zeit, Menschen mit Geduld und Mitgefühl, Menschen, die uns Sicherheit und Wohlgefühl geben, uns lieben?
Wie können wir unsere Kinder in ihrem Selbstbewusstsein stärken, ohne dass sie dafür immer mehr besitzen müssen? Es erscheint einfacher zu sagen: „Ach, dann kaufe ich Dir auch so ein Auto.“ als: „Komm, wir schauen mal gemeinsam, was Du alles mit Deinem Auto erleben kannst. Ich fahre jetzt mit Deinem Auto mal auf Entdeckungstour. Eigentlich will ich gern nach Grönland und ins Eis und in den Schnee mit ihm fahren. Aber da brauchen wir noch ein paar Ideen, wie wir das Auto ausrüsten müssen. Du kannst mir bestimmt helfen, dass wir das gemeinsam hinbekommen.“ Unsere Kinder können dann kreativ werden und wir verbringen wertvolle Zeit miteinander. Außerdem erlebt es, dass es selbst etwas bewirkt. Und das macht richtig zufrieden.
Wo wir uns nicht machtlos und ausgeliefert fühlen, sondern selbst etwas schaffen, sind wir viel glücklicher. Letztlich sind das auch die kleinen Momente, wo Kinder sich begeistern lassen, etwas schaffen und bereit sind, sich anzustrengen – eine wichtige Voraussetzung für lebenslanges Lernen und sich engagieren in einer Gemeinschaft und Gesellschaft.
Vielleicht bietet die Zeit zwischen Faschingsdienstag und Ostern die Möglichkeit für einen kleinen „Probelauf“: Statt immer mehr und höher, weiter, schneller – ein bisschen mehr Zeit für Innehalten, mit dem etwas anfangen, was da ist, fantasievoll das gemeinsame Spielen genießen. Damit haben Kinder wieder „Stoff zum Erzählen“ und wir machen sie stärker für die Anforderungen des Lebens. Verzicht aufs Vergleichen macht so reicher fürs Leben. In diesem Sinne kann auch die siebenwöchige Fastenzeit eine Zeit werden, wo Verzichten unseren Alltag bereichert.
Petra Behner, Einrichtungsleiterin Christliche Kindertagesstätte „Unterm Regenbogen“