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Geben wir unseren Sonnenkind-Anteilen eine Chance: Legen wir doch öfter mal eine Pause vom Alltag ein, gehen mit Kindern auf Entdeckungsreise und tun gemeinsam Dinge, die Freude machen und allen ein Lachen ins Gesicht zaubern!

Hallo Sonnenkind: Vom Umgang mit dem „inneren Kind“

Trotz aktuell sommerlicher Temperaturen soll es in diesem Beitrag nicht um Sommer, Sonne und Sonnenschein gehen. Stattdessen steht das Thema „Inneres Kind“ im Fokus. Der ein oder andere wird sicher schon mal über diesen Begriff gestolpert sein. Für alle, die sich jetzt aber fragen: „Was ist das?“, möchte ich es kurz erklären. Einfach gesagt, steht das „Innere Kind“ in jedem von uns für gespeicherte Erinnerungen, Emotionen und Erfahrungen aus der Kindheit.

Ich selbst bin erstmals im Rahmen einer Fortbildung zur Traumapädagogin mit diesem Thema in Berührung gekommen und konnte seither viele spannende und erstaunliche eigene Erfahrungen sammeln. Besonders im Umgang mit Kindern kann ein Blick in die eigene Vergangenheit einen hilfreichen Perspektivwechsel ermöglichen. Wenn Kinder immer wieder (vermeintlich) herausforderndes Verhalten zeigen, welches mich als Erwachsenen an meine Grenzen stoßen lässt, darf ich durchaus einmal fragen: Was hat es mit mir zu tun, dass ich so reagiere?

Dazu ein kurzes Beispiel: Die vierjährige Magdalena lehnt es meistens strikt ab, der Oma ein Küsschen zu geben. Magdalenas Mutter versteht das nicht, wird vielleicht sogar wütend. Mutter und Oma reden auf die Vierjährige ein. Sie soll sich nicht so anstellen, man gibt eben der Oma ein Küsschen. Vielleicht fällt auch noch der Satz: „Hast du die Oma denn gar nicht mehr lieb?“ oder „Sonst hab ich dich nicht mehr lieb“. Magdalena gerät in Bedrängnis, sie weint und schreit und in ihrem Kopf kreisen tausende Gedanken. Sie hat die Oma doch lieb, doch die Oma raucht und das riecht so fürchterlich.

So ähnlich oder auch ganz anders finden sich in nahezu jeder Familie Situationen mit mehr oder weniger Konfliktpotential und jeder von uns bewertet das Geschehene mit seiner ganz eigenen „Erfahrungsschablone“. 

Aktuelles Erlebnis rüttelt Erinnerungen wach

Im Beispiel können die Mutter und Oma die Grenzen des kleinen Mädchens nicht anerkennen, vielleicht haben beide sogar das Gefühl, abgelehnt zu werden, weil das Küsschen verweigert wird. Dieses Gefühl wird als unangenehm und vermeidenswert wahrgenommen und anstatt die Situation aus der Erwachsenen-Perspektive heraus zu reflektieren, finden wir uns ganz schnell im eigenen kindlichen Modus wieder. Dies geschieht ganz unbewusst, sozusagen als Schutz, denn unser Gehirn gleicht immer wieder mit alten Erfahrungen ab. Im Beispiel ist es also gut möglich, dass Mutter und Oma selbst Ablehnung bzw. Abwertung erfahren haben und das „Küsschen-Verweigern“ rüttelt nun eigene, schmerzhafte Erlebnisse und Erinnerungen aus der Kindheit wach.

Die gute Nachricht ist: Wir können uns diese Vorgänge zunehmend bewusst machen, wenn wir uns die Zeit dafür nehmen, sensibel auf uns und unsere Kinder zu schauen. Was nehme ich im Körper wahr? Welche Gefühle zeigen sich? Wie erkläre ich mir selbst, dass das bei mir ist, wie es ist?

Was löst die eigenen Gefühle aus?

Die Mutter bzw. Oma im Beispiel könnte sich beispielsweise fragen, was es in ihr auslöst, wenn die kleine Magdalena das Küsschen verwehrt. Womöglich kommen in ihr Gefühle der Ablehnung, Wut oder auch Traurigkeit zu Tage, die sie vermeiden möchte und die es ihr fast unmöglich machen, die Grenzen des Kindes zu respektieren. Vielleicht haben Grenzüberschreitungen im Kindesalter zum Alltag der Mutter gehört und nun nimmt sie diese nicht mehr wahr. Viele individuelle Faktoren spielen hier eine Rolle und jeder Mensch trägt verschiedenste, teilweise hinderliche Prägungen, die auf den Erfahrungen mit engen Bindungspersonen beruhen, mit sich.

Diese „hinderlichen Prägungen“ mit Glaubenssätzen wie: „Ich bin niemals gut genug!“ oder „Ich muss mich anstrengen, um geliebt zu werden!“ werden in der Fachliteratur auch als Schattenkind-Anteile bezeichnet. Doch wo Schatten fällt, da ist auch Licht – das sogenannte Sonnenkind. 

Geben wir unseren Sonnenkind-Anteilen eine Chance!

Kinder sind von Natur aus kleine Weltentdecker, die neugierig und voller Freude ihre Lebenswelt erkunden. Sie wollen sich bewegen, kreativ sein und immer Neues ausprobieren. Diese Sonnenkind-Anteile stecken auch in jedem von uns Erwachsenen. Mal weniger, mal mehr versteckt hinter all den Anforderungen, die der Alltag an uns stellt. Hiermit lade ich alle ganz herzlich ein, öfter mal eine Pause vom Alltag einzulegen, mit Kindern auf Entdeckungsreise zu gehen und gemeinsam Dinge zu tun, die Freude machen und allen ein Lachen ins Gesicht zaubern. Freude und gemeinsames Lachen kann im Familienalltag ein wahrer Stress-Killer sein. Das ist von Vorteil für alle, denn wenn wir weniger gestresst sind, fällt es uns leichter, eigene und Bedürfnisse der Kinder wahrzunehmen und verständnisvoller zu sein.

Anja Riedel, Integrative Kindertagesstätte „Kinderoase“

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