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Kinder sind kein „Hobby“. Kinder sind die Zukunft. Meine, deine, unsere. Deshalb verdienen sie 100 Prozent unserer Zeit.

Glücklich statt perfekt: Zur Vereinbarkeit von Kind und Job

Vereinbarkeit klappt. In der Theorie. Wenn alles gut läuft. Wenn das Kind in der Kita ist, fahre ich zum Arzt. Nach meinem Dienst treffe ich mich zum Lunch mit einer Freundin, um wenigstens eine Stunde am Tag mit einer erwachsenen Person gesprochen zu haben. Wenn ich zur Versammlung der Elternvertretung gehe und mein Mann noch Termine hat, kommt die Oma und passt auf. Wenn der Dienstplan, so wie er von mir geplant wurde, umgesetzt wird. Wenn alle zu betreuenden Kinder in die Schulen gehen und keins krank wird.

Das geht. Irgendwie. Mit viel Hin und Her, Planen, Austarieren, Absprechen.

Aber dann wird das eigene Kind krank. Dann sagt die Oma ab und oder mein Mann muss auf eine ungeplante Dienstreise. Wir wollten das. Wir wollten ein Kind. Und wir wollen beide arbeiten. Gleichzeitig stoßen wir an Grenzen. Gesellschaftlich, aber besonders an die eigenen. Es gibt Tage und auch Wochen, da klappt alles wie geplant, und es gibt Tage und Wochen, da ist einfach alles anstrengend. Die berufliche Arbeit und die Carearbeit.

Wir sollen arbeiten, als hätten wir keine Kinder, und Kinder erziehen, als müssten wir nicht nebenher noch dafür sorgen, dass die Miete nächsten Monat pünktlich bezahlt wird. Und irgendwie finden wir Lösungen. Mit Abstrichen.

Auch wenn die Gründe, weshalb man Kinder bekommt, privat sind, ist ihr Großziehen, Erziehen, das Vermitteln von Werten und Wissen und all die damit verbundene Carearbeit alles andere als privat. Ebenso ist unsere Berufswahl Privatsache, aber dass unsere zu betreuenden Kinder möglichst gut, den Umständen entsprechend, wachsen können, eben nicht. Das ist ebenso eine politische wie gesellschaftliche Aufgabe.

Kinder sind kein „Hobby“. Kinder sind die Zukunft. Meine, deine, unsere.

Seit ich nach 12 Monaten Elternzeit zurückgekehrt bin, besitze ich Trockenshampoo, Notfall-Milchreis und Tiefkühlpizza. Meine Tochter geht an Tagen, an denen ich nicht im 24h-Dienst arbeite, zu spät ins Bett, weil ich Zeit mit ihr verbringen möchte. Am nächsten Tag stehen wir viel zu spät auf und sie ist manchmal erst 10 Uhr im Kindergarten. Das alles darf sein, ich erlaube mir das. Ich erlaube mir unordentliche Räume zu Hause. Ich erlaube mir, den Fernseher anzuschalten, wenn ich einen Kaffee trinken möchte. Ich erlaube mir, das Handy liegen zu lassen und den ganzen Tag nicht erreichbar zu sein, wenn wir Familienzeit verbringen.

Ich versuche möglichst immer dort 100 Prozent anwesend zu sein, wo ich mich eben gerade befinde. Auf der Arbeit oder eben zu Hause. Mit meinen Freunden oder eben einen 120 Minuten Film aufmerksam zu schauen (habe ich vielleicht 1x in den letzten 24 Monaten geschafft). Ich versuche es, aber ich erlaube mir auch zu scheitern. Ich bin milder geworden. Milder mit mir. Ich möchte, dass wir glücklich sind, und nicht, dass wir perfekt sind.

Manchmal müssen sich Erwachsene selbst zurückstellen. Kinder sind Kinder. Unsere eigenen sowie die auf unserer Arbeit. Es ist unsere Aufgabe, sie zu versorgen. Aber wir können das nur machen, wenn wir nicht völlig erschöpft sind. Wir können in Krisenzeiten nur dann 120 Prozent geben, wenn wir uns ansonsten auch mal erlauben, Energie zu sparen.

Und ich weiß, dass das schwer ist. Es ist auch nicht so, dass ich das immer perfekt hinbekommen würde. Und dennoch möchte ich es immer wieder wiederholen. Für euch und für mich. Damit wir es nicht vergessen.

Denn wir zählen auch. Selbstfürsorge für Eltern und Pädagog*innen ist ein großes Geschenk an alle Kinder, die uns umgeben. Die eigenen und auch die zu betreuenden auf der Arbeit.

Maria Woite, Erzieherin in der Wohngruppe „Weinberghaus“ Radebeul

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