SpendeKnigge

Alle News auf einen Blick

Ilka Meffert

Eltern müssen Kindern nicht jeden Wunsch erfüllen.

„Das habe ich mir doch aber so sehr gewünscht!“

Mit einem Blick zwischen Verzweiflung, Trotz, Trauer und Betteln steht mein Kind vor mir. Alle Geschenke sind ausgepackt. Reichlich liegen die Gaben unterm Christbaum. Nur das EINE nicht. Und das hat seinen guten Grund. Da haben wir lange überlegt, wie wir mit dem Wunsch nach der vierten Barbie-Puppe umgehen – und wir haben uns entschieden, diesen Wunsch nicht zu erfüllen – Wunschzettel und Werbung hin oder her. Unser Kind hat genug Spielsachen und wir wollen nicht jeder „Werbe-Attacke“ hinterherlaufen. So weit zu unserer Haltung.

Nun steht da aber unser Kind und prompt schleicht sich das schlechte Gewissen ein. Wäre es nicht doch vielleicht möglich gewesen? Sind wir zu spießig oder knauserig oder einfach altmodisch? Wir wollen doch nur das Beste für unser Kind und es soll ihm doch an nichts fehlen. Außerdem soll es ja auch bei den Freundinnen nicht als Außenseiterin dastehen. Aber …

Wie es damals – vor einigen Jahren - dann weiterging? Wenige Tage später im Januar teilte uns unsere Tochter mit, dass sie sich mit ihrer Freundin zum Barbiespielen verabredet hatte – diese hatte doch tatsächlich das ersehnte Modell bekommen. Und damit war das Thema erledigt.

Bis heute begegnen mir privat und im beruflichen Umfeld Eltern und Kinder, die beim Thema Geschenke Stress bekommen: die Eltern, weil sie alles richtig machen wollen und die Kinder, weil sie versuchen mit genügend Druck ihr Ziel zu erreichen. Manches Mal erscheint es dann für die Erwachsenen einfacher, den Geldbeutel zu zücken und einfach der „Wunscherfüllungsautomat“ zu sein.

Doch langfristig gesehen lernen unsere Kinder von uns, dass man nur genug Druck machen muss und dann alles bekommt. Aber so funktioniert das Leben nicht und auch nicht unser Miteinander. Das Zusammenleben gelingt nur, wenn ich auch mal zurückstecken kann, wenn ich nach kreativen Lösungen suche, wenn ich nicht alles bekommen kann. Auch die Rücksicht auf das, was jeder kann und hat, will gelernt sein. Nicht zuletzt brauchen Kinder Erfahrungen, wo nicht alles nach ihren Wünschen geht, um eine gesunde Frustrationstoleranz zu erlernen. Wer nicht lernt, auch mal zu verzichten, wird schnell anfällig für das Überangebot von Waren, was manchen schon in die Kaufsucht und Schulden getrieben hat.   

Ein Wunsch für das Jahr 2020? Glückliche Kinder, die von ihren Eltern alles bekommen, was sie brauchen – auch Haltungen und Wegweisungen  und z. B. die Möglichkeit, um den Umgang mit Frust im gesicherten Zuhause zu lernen. Ich wünsche allen Eltern viel Durchhaltevermögen und eine eigene Meinung, wenn es wieder heißt:  „Das habe ich mir doch gewünscht“ oder aufs ganze Jahr gesehen: „Mama, das will ich haben. Das hat der und die auch. Heutzutage braucht man das.“

Petra Behner, Einrichtungsleiterin in der Christlichen Kindertagesstätte „Unterm Regenbogen“, Sebnitz

Newsletter

Erhalten Sie regelmäßig Informationen zur Kinderarche Sachsen e.V.