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Je weniger Regeln aufgestellt werden, desto leichter ist es für Eltern und ihre Kinder.

Regeln und Grenzen: „Bis hierher und nicht weiter!“

Für ein harmonisches und ausgewogenes Miteinander und Zusammenleben sind Regeln wichtig und notwendig. Sie zeigen auf, was von uns erwartet wird und was wir selbst von anderen erwarten dürfen. Regeln und Grenzen sollen vor Gefahren schützen und Kindern helfen, sich in einer Welt zurechtzufinden, die für sie noch sehr unübersichtlich ist.

Weniger ist mehr!

Je mehr Regeln für Kinder aufgestellt werden, desto mehr Druck wird damit erzeugt und mehr Potenzial für Regelverstöße. Kinder reagieren darauf mit Gegendruck, Erwachsene üben daraufhin noch mehr Druck auf das Kind aus. Je weniger Regeln aufgestellt werden, desto leichter ist es für Eltern und ihre Kinder. Wenn Grenzen und Regeln von Kindern eingehalten werden sollen, müssen diese Kindern erklärt werden. Dies kann schon im Kleinkindalter geschehen. Ein zweijähriges Kind kann zum Beispiel verstehen, warum es nicht die Tischdecke vom Tisch ziehen darf. Ein Sechsjähriger kann verstehen, warum er nicht auf dem Sofa hüpfen soll. 

Nicht immer können Erklärungen für die Kinder einsichtig sein, oft können sie die Folgen eines Verhaltens noch nicht einschätzen und bedenken diese nicht. Für Kinder ist es wichtig, dass sich die Eltern über Regeln und Grenzen einig sind. Regeln sollen nicht willkürlich festgelegt werden, sie müssen immer klar, berechenbar und dem Kind einsichtig sein. Mit dem älteren Nachwuchs kann man gemeinsam Regeln aufstellen. Sind sie einmal geklärt, soll es selbstverständlich sein, dass alle Familienmitglieder sie einhalten, auch Sie als Eltern. Passiert dies nicht, verlieren Sie in den Augen des Kindes schnell an Glaubwürdigkeit.

Kinder brauchen aber auch bei Regeln und Grenzen Freiheit, um sich entwickeln zu können. Freiheit heißt jedoch nicht Grenzenlosigkeit. Regeln und Grenzen müssen auf das Alter des Kindes angepasst und veränderbar sein. Ein kleines Kind wird zum Beispiel früher ins Bett gehen müssen als ein älteres. 

Manche Regeln sind verhandelbar 

Hat Ihr Kind überzeugende Argumente, lassen Sie sich auf eine Veränderung ein. Das schafft Vertrauen und hat den Vorteil, dass Abgesprochenes mit größerer Bereitschaft eingehalten wird. Regeln und Grenzen sollten aber auch Spielraum für unvorhersehbare Geschehnisse und Befindlichkeiten lassen. Ausnahmen bestätigen die Regeln. Was spricht zum Beispiel dagegen, wenn das Kind aufgrund einer Geburtstagsfeier etwas später als sonst ins Bett geht?!

Oftmals werden im Trotzalter und in der Pubertät Grenzen ausgelotet und überschritten, was normal ist. Für Eltern kann das sehr anstrengend sein. Trotzdem sollten Sie, so nervenaufreibend als oft ist, immer konsequent alle Absprachen aufrechterhalten. Werden Regeln verletzt und Grenzen überschritten, ist es wichtig, zeitnah zu reagieren. Bei einem Kleinkind kann ein liebevolles, aber bestimmt geäußertes „Nein!“ helfen. Manchmal müssen auf Grenzverletzungen jedoch auch Konsequenzen folgen. Diese sollen mit dem Regelverstoß einen Zusammenhang haben. So sind sie für das Kind nachvollziehbar und bewirken, dass es verantwortungsvolles Verhalten lernt. Konsequenzen sind im Gegensatz zu Bestrafungen nicht verletzend, erniedrigend oder demütigend.

Regeln für Regeln – Welche sind sinnvoll?

  • Regeln gemeinsam festlegen
    Regeln sollten immer gemeinsam mit dem Kind erstellt und besprochen werden.
  • Grenzen setzen und erklären
    Erklären Sie, warum Sie bestimmte Grenzen setzen oder Regeln aufstellen. Wenn Kinder Ihre Argumente verstehen, kommt die Einsicht oft ganz von allein. 
  • Es sollten nur drei feste Regeln für Kinder gelten
    Keiner tut sich selbst weh. Keiner darf andere verletzen. Keiner darf Dinge kaputt machen.
  • Situationen entschärfen
    Wenn es um Wünsche und Verbote geht, kann es schnell auch mal laut werden. Entschärfen Sie eine hochgeschaukelte Situation, indem Sie sagen: „Das muss ich mir erst noch überlegen.“ Dieser Satz nimmt Druck aus der Situation und alle haben Zeit, erst mal runterzukommen.

Antje Jende und Antje Regel, Heilpädagogische Wohngruppe Lichtenstein

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