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Alte Spiele neu entdeckt
Für die kindliche Entwicklung ist das Spiel von besonderer Bedeutung. Es ermöglicht Kindern das Verarbeiten von Erlebnissen, die Entwicklung körperlicher und geistiger Fähigkeiten, die Artikulation von Gefühlen, das Mitgestalten ihrer Umwelt und nicht zuletzt die Kommunikation mit ihren Spielpartnern. Leider bestimmen häufig Erwachsene in bester Absicht, welche Spielräume Kinder benötigen.
In vielen Kinderzimmern finden sich bunte, perfekt in Szene gesetzte Spielsachen. Viele Spielzeuge ziehen mit einer fertigen Geschichte in die Kinderzimmer ein und lassen wenig Chance auf Variationen und eigene Kreativität zu. Das ist auch ein Grund dafür, warum Spiele schnell uninteressant werden und immer wieder etwas Neues her muss. Die Kinder gewöhnen sich schnell daran, von ihren Spielzeugen unterhalten zu werden. Die eigene Phantasie bleibt dann leider oft auf der Strecke.
Dabei ist es unglaublich, mit wie viel Einfallsreichtum Kinder Dinge in wunderbares Spielzeug verwandeln und wie lange sie sich damit beschäftigen können. Da wird z.B. aus der großen Umzugskiste ein Rennauto, später ein Piratenschiff und zum Schluss noch die Hundehütte aus dem beliebten Mutter-Vater-Kind-Spiel.
Spielen bedeutet für viele Kinder heute aber auch, allein am Computer zu sitzen oder die Spielkonsole zu bedienen. Alte Spiele im Freien, gespielt mit Geschwistern, Freunden, Eltern, drohen in Vergessenheit zu geraten. Ich erinnere mich noch gut an „Verstecken“, „Fangen“, „Gummitwist“, „Blinde Kuh“, „Himmel und Hölle“ und viele andere Spiele, die wir gern im Freien gespielt haben.
Jedes Versteck- und Fangespiel fing mit einem Abzählvers an. Schließlich musste geklärt werden, wer der Sucher bzw. Fänger sein soll. Im Gedächtnis geblieben ist mir vor allem dieser auch heute noch oft gehörte Vers: „Ene, mene Muh und raus bist du.“
Einige meiner liebsten Spiele will ich hier noch einmal kurz vorstellen. Eigentlich sind diese Spiele die reale Variante von den beliebten Konsolenspielen. Die Kinder können in die Rolle der Spielfiguren schlüpfen und müssen kleine und große Abenteuer bestehen.
Fischer, Fischer wie tief ist das Wasser?
Ein Kind aus der Gruppe übernimmt die Rolle des Fischers, der ein Spielfeld besetzt. Die übrigen Kinder gehen auf die andere Seite des Spielfeldes. Zwischen beiden Feldern sollte ein großer Abstand sein, je nachdem wie viel Platz man hat. Die Gruppe ruft nun im Chor: "Fischer, Fischer, wie tief ist das Wasser?" Der antwortet zum Beispiel: "5 Meter tief!” Nun fragen die anderen: ”Und wie kommen wir da rüber?” Nun lässt sich der Fischer eine ungewöhnliche Art einfallen, wie man den Abstand überwinden kann, z.B. rückwärts laufend, vorwärts auf einem Bein, auf allen Vieren, rollend, Krebsgang. Sobald er die "Gangart" genannt hat, setzen sich alle in Bewegung - auch der Fischer muss versuchen, auf die von ihm genannte Weise die Strecke zurückzulegen. Während alle versuchen, das andere Ufer zu erreichen, versucht der Fischer durch Abschlagen neue Fischer zu fangen, die ihm dann bei der nächsten Überquerung helfen.
Der Plumpsack geht um
Die Kinder sitzen im Kreis und singen: „Der Plumpsack geht um, dreht euch nicht um, wer sich umdreht oder lacht, dem wird der Buckel blau gemacht.“ Ein Kind geht außen um den Kreis herum und lässt ein geknotetes Taschentuch möglichst unbemerkt hinter einem Kind fallen. Wenn dieses das Taschentuch hinter sich bemerkt, muss es schnell aufstehen und den Plumpsack fangen, sonst besetzt dieser den freien Platz.
Fischer, Fischer, welche Fahne weht?
Ein Kind ist der Fischer, die anderen stehen ihm gegenüber. Nun rufen die Kinder: "Fischer, Fischer, welche Fahne weht?" Der Fischer antwortet mit einer Farbe; z.B. grün, gelb, rot usw. Wenn die Farbe gewählt ist, laufen alle Kinder los. Die Kinder, die diese Farbe in ihrer Kleidung tragen, dürfen vom Fischer nicht gefangen werden und können ganz entspannt auf die andere Seite gehen. Die Kinder, die diese Farbe nicht tragen, dürfen vom Fischer gefangen werden. Wenn sie gefangen wurden, müssen sie mit auf die Seite des Fischers und andere Kinder mit fangen. Wer als letztes übrig bleibt, darf neuer Fischer werden.
Gummitwist
Hier spielen meist drei Kinder zusammen. Benötigt wird ein ca. drei bis vier Meter langer Gummi, welcher an den Enden verknotet wurde. Zwei Kinder stehen sich gegenüber und spannen den Gummi in Höhe der Fußknöchel so um ihre Beine, dass eine Gasse entsteht. Das dritte muss nun verschiedene Sprünge absolvieren, z.B. mit beiden Füßen auf den ersten Gummi springen und dann über den zweiten hinweg. Der Phantasie sind hier keine Grenzen gesetzt. Der Schwierigkeitsgrad kann erhöht werden, indem das Gummiband immer höher, z.B. an den Knien gespannt wird. Nach einiger Zeit wird gewechselt.
Ein kurzweiliger Zeitvertreib waren auch das „Fadenspiel“ und „Schere, Stein, Papier“. Für das „Fadenspiel“ reicht ein Faden, verknotet zu einem Kreis, eine zweite Person und ein wenig Geschick. Ziel ist es mit Hilfe der Hände und eines geschlossenen Fadens verschiedene Figuren zu bilden. „Schere, Stein, Papier“ wird auch ausschließlich mit den Händen gespielt. Bestimmten Handhaltungen werden Symbole zugeordnet, die sich wechselseitig schlagen können. Die Hauptsymbole sind Schere, Stein und Papier. Ziel ist es, eine höhere Handhaltung zu haben als der Gegner. Also z.B.: Schere schneidet Papier = Schere gewinnt, Papier wickelt Stein ein = Papier gewinnt, Stein macht die Schere stumpf = Stein gewinnt. Entscheiden sich beide Spieler für dasselbe Symbol, steht es unentschieden.
Vielleicht haben Sie Lust bekommen, das eine oder andere Spiel mit Ihren Kindern zu versuchen. Ich wünsche Ihnen viel Spaß dabei.
Anika Mischke, Erzieherin Heilpädagogische Wohngruppe Markkleeberg
Quellenangabe und weitere Spielideen:
http://www.neuss.de/leben/kinder-und-jugend/freizeitangebote/alte-spiele-neu-entdecken.pdf/view
http://www.labbe.de/spielotti/index.asp?spielid=757
http://www.kikisweb.de/spielundspass/spiele/kinderspiele/fischerfischer.htm
http://www.kidsweb.de/schule/kidsweb_spezial/sankt_martin/laternen_und_lichterfe