„Warum schläfst du nicht?“ Schlafprobleme bei Kindern
Wer kennt diese Aussagen nicht! Fast jedes Kind hat solche Antworten parat, wenn wir fragen, warum es nicht schläft. Da ich selbst als Mama gerade diese Phase mit meinem Sohn durchlebe, habe ich die Chance ergriffen, mich in einer Onlineweiterbildung mit dem Thema Schlafprobleme näher zu beschäftigen.
Die Schlafenszeit gestaltet sich für viele Kinder irgendwann als Problem, weil es ihnen schwerfällt, zur Ruhe zu finden. Besonders zwischen dem 3. und 4. Lebensjahr. In diesem Alter läuft die eigene Persönlichkeitsentwicklung auf „Hochtouren“. Und das bringt Unsicherheit mit sich. Ihr Kind erlebt Gefühle, die es zunächst nicht einordnen kann: Ängste, Probleme und Sorgen oder das Getrenntsein von Mama und Papa. Kinder fragen sich dann: „Lassen sie mich auch wirklich nicht allein?“ und „Sind sie wirklich noch da?“
Wir als Eltern sind dann gefordert, das Kind und seine Ängste ernst zu nehmen, den Gefühlen und Gesehenem Glauben zu schenken. Egal wie absurd dies für uns als Erwachsene erscheint. Am wichtigsten: Sprechen Sie mit Ihrem Kind darüber. Nehmen Sie sich Zeit, auf Augenhöhe über die Ängste zu reden und ihm altersgerecht zu helfen. Zum Beispiel können Sie gemeinsam die Monster mit einem Zauberstab oder Zauberspray besiegen.
Es gibt verschiedene Gründe für Schlafprobleme bei Kindern: Sorgen, Freude, Aufregung, Trotz, Veränderungen, die Schlafumgebung und der Nachtschreck. Letzterer darf nicht ignoriert werden, hier ist es ganz wichtig, Ihrem Kind sofort Zuwendung und Nähe zu schenken. Nicht wecken, denn viele Kinder sind noch im Leichtschlaf und können sich oft nicht daran erinnern, wenn sie wach werden.
Für die Schlafumgebung ist es wichtig, dass das Bett nicht als Strafplatz empfunden wird. Manchmal bestrafen Erwachsene ihre Kinder und stecken sie für eine Auszeit ins Bett. Dann wird das Kind mit seinem Bett zwangsläufig etwas Negatives verbinden. Bei Kleinkindern zählt dies auch für das Laufgitter, denn das Kind ist noch zu klein, um den Unterscheid zwischen Gitterbett und Laufgitter zu sehen.
Auch das eigene Verhalten als Mama und Papa spielt eine enorme Rolle. Nehmen Sie sich Zeit für das Zubettgehen des Kindes, auch wenn Sie nach einem vollen Tag vielleicht schnell Ihre Ruhe haben wollen. Das Zubettgehen sollte so gestaltet werden, dass es für die gesamte Familie eine erholsame Zeit ist. Jeder muss dabei seinen Platz und seine Aufgabe finden. Vom Umziehen bis zum Einschlafen sind 45 Minuten völlig normal. Dabei sind Rituale wichtig: Sie helfen Ihrem Kind, den Ablauf zu verinnerlichen und sich auf Dinge zu freuen. Schauen Sie gemeinsam ein Buch an, lesen Sie eine Geschichte vor oder singen Sie ein Schlaflied. Versuchen Sie herauszufinden, was Ihrem Kind am besten gefällt und was es beruhigt.
Körperliche Nähe unterstützt dies und macht den gemeinsamen Tagesausklang zu einer ganz besonderen Zeit. Bei vielen Kindern und Familien ist auch das allabendliche „Sandmännchen“ ein Ritual. Achten Sie aber darauf, dass mindestens 1 Stunde zwischen dem letzten Medienkonsum und dem Schlafengehen liegt und dass die Sendung altersgerecht ist. Zu viel Reizüberflutung am Abend kann Schlafprobleme fördern. Das Gesehene muss verarbeitet werden, entweder passiert dies noch vor dem Einschlafen oder dann während des Schlafes. Aufgedrehtes Verhalten, Alpträume und Nachtschreck können die Folgen sein.
Ein wichtiger Faktor für die abendliche Situation ist auch der Tagesablauf. Je nachdem, was das Kind erlebt hat, ob es an der frischen Luft war und ob es Mittagsschlaf gehalten hat, wird das Einschlafen besser oder schlechter gelingen.
Gerade der Mittagsschlaf ist ein Dauerthema für viele Familien und Kitas. Mir persönlich gefällt der Begriff „Mittagsruhe“ besser. Ein Kind muss nicht zwingend schlafen, ABER eine Ruhephase sollte stets eingeräumt werden. Dabei sind Rituale genauso wichtig wie abends. Ihr Kind bzw. sein Körper kann in dieser Zeit der Ruhe selbst entscheiden, ob es den Schlaf benötigt. Wenn ja, dann verbieten Sie es nicht, ganz egal, wie die abendliche Situation wird. Die Aufgabe für uns als Erwachsene ist es dann, einen Weg zu finden bzw. den Ablauf zu ändern oder anzupassen.
Das Thema der kindlichen Schlafprobleme ist sehr komplex – man sollte selbst probieren, was für die eigene Familie und das Kind am besten ist. Dabei ist aber auch Geduld gefragt. Es lässt sich nicht alles innerhalb von ein bis zwei Tagen ändern. Natürlich gibt es ein paar Hilfen: Schlafprotokolle, ruhige Hörspiele, Belohnungssysteme bei älteren Kindern, ...
Wichtig ist vor allem, dass Sie entspannt bleiben und sich sagen: Es ist nur eine Phase und wird wieder besser. Vergleichen Sie sich nicht mit anderen, vor allem was das Thema „Schlafen im Bett der Eltern“ betrifft (siehe dazu auch unser Kinderarche-Knigge „Familienbett – das sagt mir mein Gefühl“). Jedes Kind ist anders, jedes Kind benötigt anders viel Nähe und anders viel Schlaf.
Wir selbst haben uns angewöhnt, entspannter an die Zubettgeh-Situation heranzugehen. Egal ob mittags oder abends. Natürlich gibt es immer mal Ausnahmen, darf es auch, das ist normal. Auch dem nächtlichen Besuch im eigenen Bett sehen wir entspannter entgegen, wir genießen es sogar. Denn wir wissen: So viel Nähe, wie das Kind jetzt gerade braucht, wird es später gar nicht mehr wollen.
Eines ist sicher: So anstrengend und aussichtslos die aktuelle Situation erscheinen mag, mit Ruhe, Geduld und Offenheit, verschiedene Dinge auszuprobieren, ist sie auf jeden Fall zu bewältigen!
Melanie Müller, Erzieherin im Christlichen Kinderhaus „Ankerplatz“ Zethau