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© André Uhlig

Wenn ein Kind trauert, braucht es Erwachsene, die es ernst nehmen und ihm das Gefühl geben, dass es sicher und geborgen ist.

Von Abschied und Trauer – wie wir Kinder dabei unterstützen

Luise ist fast zwei Jahre alt. Sie nimmt ihren Kuschelelefanten „Tuffi“ stets mit, sobald sie das Haus mit ihren Eltern verlässt. „Tuffi“ ist für Luise ein sehr wichtiger Alltagsbegleiter, an ihm kann sie sich festhalten, wenn sie auf neue und unbekannte Situationen oder Menschen trifft, sie sich unsicher fühlt. Luise geht seit fast 7 Monaten in die Krippe, auch dort ist „Tuffi“ immer mit dabei.

An einem Tag vergaß Luise ihren Kuschelelfanten jedoch in der Krippe, sie bemerkte es erst zu Hause und war untröstlich. Sie weinte bitterlich, warf sich auf den Boden und schrie. Da Luise noch nicht richtig sprechen kann, wussten ihre Eltern zunächst nicht, was mit Luise los ist. Im Laufe des Nachmittags wurde jedoch deutlich, warum Luise so weinte. „Tuffi“ war nirgends aufzufinden.

Luises Eltern überlegten hin und her, was sie machen könnten, da die Krippe bereits geschlossen hatte. Ersatzkuscheltiere oder Spielzeuge warf Luise wütend durch die Gegend. Sie konnte sich einfach nicht beruhigen. Am Abend schlief Luise vor Erschöpfung ein. Ihre Eltern waren froh, dass Luise irgendwann eingeschlafen ist und besprachen, dass sie unbedingt einen weiteren „Tuffi“ kaufen müssen, der dann mit dem anderen immer mal ausgetauscht wird, damit Luise nicht merkt, dass es ein anderes Kuscheltier ist und so eine Situation nicht wieder vorkommt.

Worum trauern Kinder?

Das Beispiel zeigt sehr deutlich, dass Kinder um andere Dinge trauern als Erwachsene. Kinder nehmen Situationen als Verlust wahr, die uns Erwachsenen möglicherweise irrational erscheinen, doch für die Kinder sind sie sehr rational.

Kinder können z.B. um den Verlust eines geliebten Spielzeugs oder Kuscheltiers, das Verlassen einer vertrauten Umgebung (Umzug), die Trennung der Eltern, den Übergang vom Kindergarten in die Schule trauern. Oder auch um einen geliebten Menschen / ein geliebtes Haustier, welcher/welches plötzlich krank wird oder stirbt, eine Bezugsperson im Kindergarten, die die Stelle wechselt oder lange im Urlaub ist. Gründe für kindliche Trauer können vielfältig sein. Übergänge und Abschiede ermöglichen wichtige Entwicklungsschritte, um auch zu mehr Selbstständigkeit zu gelangen. Den individuellen Umgang mit Verlusten, Trauer, Abschieden und Krisen müssen Kinder in ihrer Entwicklung mit Hilfe der Erwachsenen erst lernen.

Wie zeigt sich Trauer bei Kindern?

Kinder zeigen ihre Trauer oft sehr unterschiedlich, sie ist sehr facettenreich. Häufig zeigt sich die Trauer von Kindern mehr über das Verhalten als über verbale Äußerungen. Kinder verstecken ihre Trauer auch häufig, so dass Erwachsene davon manchmal gar nichts merken.

Kinder erleben häufig viele unterschiedliche, widersprüchliche und intensive Gefühle: Schmerz, Verzweiflung, Panik, aber auch Liebe, Sehnsucht oder Dankbarkeit. Der Wechsel zwischen diesen Gefühlen kann sehr abrupt erfolgen.

Im Verhalten zeigt sich dies durch Erstarren, Weinen, Schreien oder hysterisches Lachen. Auch körperlich kann sich Trauer bei Kindern unterschiedlich darstellen, u.a. durch Bauchschmerzen, Übelkeit, Zähne knirschen, Probleme beim Einschlafen, nächtliches Aufwachen, intensive Träume oder motorische Unruhe.

Was brauchen Kinder, um mit Trauer, Abschieden und Verlusten zurecht zu kommen?

Verluste, Abschiede und Trauer gehören zu bestimmten Entwicklungsabschnitten im Leben dazu. Es ist wichtig, dass Kinder in ihren Gefühlen ernst genommen werden, Abschiede und Trauer durchleben und spüren dürfen. Nur wenn sie lernen, bereits in der Kindheit mit kleineren Verlusten oder Abschieden zurechtzukommen, können sie im Erwachsenenalter größere Verluste, Trauer und Abschiede besser verarbeiten.

Die Eltern oder andere Bezugspersonen sollten den Schmerz und den Kummer des Kindes aushalten, den Verlust und die Trauer nicht als „Bagatelle“ abtun und dem Kind das Gefühl geben, dass es sicher und geborgen ist. Wenn Veränderungen in der Lebenswelt der Kinder anstehen (Umzug, Schuleintritt, Lehrerwechsel etc.), sollten Eltern ihre Kinder altersentsprechend darauf vorbereiten und wenn möglich an Entscheidungen beteiligen. Kinder sollten immer das Gefühl haben, offen alle Fragen stellen zu dürfen, die sie umtreiben. Damit haben wir als Erwachsene die Chance, auf ihre Sorgen zu reagieren und uns sowohl mit begründeten als auch mit unbegründeten Ängsten auseinanderzusetzen.

Respekt, Liebe, gegenseitige Wertschätzung und Unterstützung sowie eine offene Kommunikation und Austausch in der Familie bzw. zwischen Kindern und ihren Bezugspersonen helfen dabei, dass Kinder sich auch in Zeiten der Trauer nicht allein gelassen fühlen. Kinder orientieren sich an ihren Bezugspersonen, so auch beim Trauerverhalten. Sie sollten schon im jungen Alter lernen dürfen, wie man gut trauern und Abschied nehmen kann.

Alisa Braun, heilpädagogische Wohngruppe „Borngasse“ Markkleeberg

Quellen

https://www.kita.de/wissen/kinder-trauern/
https://www.familienhandbuch.de/babys-kinder/erziehungsfragen/allgemein/WieKinderVerlusterleben.php

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