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Ein guter Start von Anfang an: Frühe Hilfen helfen

Erwarten Sie gerade ein Kind oder sind kürzlich Vater oder Mutter geworden? Sie sind eben bei der Sammlung der ersten Erfahrungen in der neuen Rolle als Eltern? Sollte das nicht das schönste Erlebnis sein? So bekommen wir das doch immer wieder zu hören. Es gibt da die Glücksmomente, genauso fordert es die jungen (werdenden) Eltern aber auch. Ein Baby zu bekommen, mit ihm die ersten kleinen Schritte in die neue Welt zu wagen, ganz neue Erfahrungen zu sammeln und täglich zu lernen, ist wunderbar und dennoch anstrengend. Es fordert ein immenses Maß an Energie vom Kind wie auch von den Eltern.

So können sich in die glückliche Welt so manches Mal auch betrübliche Gedanken, Überforderung und einfach das Gefühl, ausgepowert zu sein, einschleichen. Da gibt es zu den Themen rund um Schwangerschaft, Geburt und Entwicklung eines Kindes unzählige Ratgeber, Internet-Foren, Aussagen von Eltern und Freunden. So gut dies alles gemeint ist, trägt es nicht immer zu einem sicheren Gefühl bei der (werdenden) Mutter oder dem (werdenden) Vater und somit zu einer optimalen Beziehung zum Säugling bei.

Erschwerend kommen bei manchen Schwangeren und jungen Müttern belastende Lebenssituationen hinzu. Die Zeit der Schwangerschaft sowie rund um die Geburt und des ersten Lebensjahres ist schon aufregend genug und von vielen auch schwierigen Momenten geprägt. Kommen dann noch Dinge wie Trennungen, Verluste, Krankheit oder belastende Erlebnisse hinzu, wirkt sich das auf die (werdende) Mutter und ihr Kind aus.

Weil sich alle Eltern einen guten Start für ihr Kind wünschen, startete die Familienministerin Dr. Kristina Schröder am 5.11.2012 die Bundesinitiative „Frühe Hilfen“. Im Rahmen dieser Initiative können alle werdenden Eltern und Familien mit Kindern von 0 bis 3 Jahren vielfältige Unterstützung und Begleitung erhalten. Mit dem Projekt „Frühe Hilfen“ wird das gesunde und gewaltfreie Aufwachsen der Kinder gefördert und die Eltern-Kind-Beziehung gestärkt. Gesundheit erfährt in diesem Projekt eine ganzheitliche Definition. Einbezogen werden körperliche, geistige, seelische und soziale Aspekte.

Die Frühen Hilfen reichen von Gruppenangeboten bis zu individuell angepasste Hilfen. So gehören Schwangerschaftskurse, Schwangerschaftsberatungsstellen, Kinder- und Jugendärzte, Krippen, Krabbel- und Stillgruppen, Babyschwimmen ebenso dazu wie Familienhebammen und Familien-Gesundheits- und Kinderkrankenpflegerinnen und -pfleger.

Familienhebammen bieten Hausbesuche ab der Schwangerschaft bis zum ersten Lebensjahr des Kindes an, Familien-Gesundheits- und Kinderkrankenpflegerinnen und -pfleger können vom Wochenbett bis zum dritten Lebensjahr des Kindes als Unterstützung der Familie zur Seite stehen. Themen der Begleitung können Pflege, Ernährung, Bindungsaufbau und Bindungsfestigung, altersgerechte Förderung des Kindes, Gesundheitsfürsorge, Antragsstellungen im Zusammenhang mit dem Kind, Förderung von sozialen Kontakten sowie Brückenbau zu weiteren erforderlichen Fachdiensten sein. Die Unterstützung findet also zum größten Teil im Wohnumfeld der Familien statt.

Das Projekt „Frühe Hilfen – Familienhebammen und vergleichbare Berufsgruppen aus dem Gesundheitsbereich“ ist ein präventives Projekt. Dies bedeutet, dass die (werdenden) Eltern diese Unterstützungsform vollkommen freiwillig in Anspruch nehmen. Die Ziele werden individuell mit den Schwangeren, Müttern und Vätern festgelegt. Familien entstehen keine Nachteile, wenn sie das Angebot nicht mehr in Anspruch nehmen wollen und deshalb eine vorzeitige Beendigung wünschen.

Wo kann diese Art der Hilfe sinnvoll sein?

  • Situationen hoher Unsicherheiten
  • Überforderung
  • schwierige psychosoziale Lagen, wie Armut, Wohnungsproblematik, Straffälligkeit, Konflikte in der Partnerschaft
  • alleinerziehende Mütter
  • Mehrlingsgeburten
  • gestörte Mutter-Kind- oder Vater-Kind-Beziehung
  • medizinische Themen (auf mütterlicher- oder kindlicher Seite, z. B. Frühgeburten, Risikoschwangerschaften)
  • psychische Erkrankungen
  • Behinderungen oder Lernschwäche
  • Migrationshintergrund (Asyl, Sprache, Integration)
  • Verständigungsschwierigkeiten, Analphabetismus
  • unzureichende Wahrnehmung von Vorsorgeuntersuchungen
  • kinderreiche Familien
  • sehr junge Frauen unter 18 Jahre.

Frühe Hilfen basieren auf einer multiprofessionellen Kooperation. Es können also bei Bedarf mehrere Professionen, individuell angepasst, zusammenarbeiten. Zudem kann die Arbeit in der Familie auch durch ein sogenanntes Tandem-Modell erfolgen. Dabei arbeiten eine Familien-Hebamme oder eine Familien-Gesundheits- und Kinderkrankenpflegerin oder -pfleger gemeinsam mit einer Sozialpädagogin oder Sozialpädagogen in der Familie.

Wie komme ich als interessierte Schwangere oder junge Eltern an diese Hilfe?

Ansprechpartner für das Projekt sind in den Landkreisen entweder das Gesundheitsamt oder das Jugendamt. Eine direkte Anfrage an die Familien-Hebammen oder Familien-Gesundheits- und Kinderkrankenpflegerinnen und -pfleger oder über Schwangerenberatungsstellen oder Gynäkologen ist ebenfalls möglich.

Ich wünsche allen Schwangeren und frischgebackenen Eltern eine spannende Zeit voller Entdeckungen und immer Mal wieder einen Blick auf die Welt mit Kinderaugen.

Claudia Wunderlich, Life- und Business-Coach, Diplom-Sozialpädagogin und Diplom- Sozialarbeiterin in der Sozialpädagogischen Familienhilfe Reichenbach, Regionalkoordinatorin der Sozialregion 1 des Vogtlandkreises „Frühe Hilfen – Familienhebammen und vergleichbare Berufsgruppen aus dem Gesundheitswesen, Sozialpädagogische Familienhelferin

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